Page 444 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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mir irgend mein Vorhaben gelingt, werde, ganz nach den von ihm
                erkannten Grundsätzen, aber nicht an dem Schatten und Scheinbilde
                eines Staates, sondern an einem [wirklichen] vom ersten Range, die

                Ursache jedes Heils und Unheils im Staatsleben, wie mit einem Stabe
                darzustellen streben. Nachdem nämlich jene zweihundert und vierzig
                Jahre unter den Königen [mit den Regierungen der Zwischenkönige
                macht es etwas mehr aus] vorüber und Tarquinius vertrieben war,
                herrschte im Römischen Volke ein so großer Haß gegen den
                Königsnamen, als nach dem Hinscheiden, oder vielmehr dem Abschiede
                des Romulus die Sehnsucht nach diesem gewesen war. Und so wie das

                Volk damals nicht ohne einen König seyn konnte, so konnte es nach
                Vertreibung des Tarquinius den Namen König nicht mehr nennen
                hören. * * *    294


                                          [Lücke von sechszehn Seiten.]


                31. * * * [Nachdem nun jene treffliche Einrichtung des Romulus

                ungefähr zweihundert und zwanzig Jahre unverändert bestanden
                hatte * * * Nonius Marcellus, angeblich aus dem zweiten Buche der
                Rep.]   295

                     * * * wurde jenes Gesetz ganz anfgehoben.            296  In dieser Erwägung
                entfernten unsere Vorfahren sowohl den ganz unschuldigen Collatinus,
                blos weil seine Verwandtschaft mit den Tarquiniern Verdacht erregte,                297

                als auch alle andern Tarquinier, weil der Name verhaßt war. In gleicher
                Rücksicht ließ P. Valerius [Poplicola] nicht nur die Gewaltstäbe, [Fasces]
                senken, wenn er in der Volksversammlung zu reden begann, sondern ließ
                auch sein Haus in die Niederung am Fuße des Velischen Hügels
                versetzen, nachdem er bemerkt hatte, daß bei dem Volke ein Argwohn
                gegen ihn rege geworden war, weil er auf einem höhern Platze des
                Velischen Hügels zu bauen angefangen hatte, gerade an der Stelle, wo

                der König Tullus gewohnt hatte. Er war es auch (und darin zeigte er sich
                besonders als Poplicola [Volksfreund]), der dem Volke das Gesetz
                vorschlug, welches zuerst in der nach Centurien stimmenden
                Volksversammlung gegeben wurde, daß kein Staatsbeamter einen
                Römischen Bürger der Berufung [Provocation] an das Volk zum Trotze

                hinrichten oder auch nur körperlich züchtigen lassen dürfe. Daß aber
                auch sogar eine Provocation von den Königen an das Volk statt gefunden
                habe, beweisen die Bücher der Hauptpriester,            298  auch deuten es unsere
                Auguralbücher an; und daß man überhaupt von jedem Urtheile und von






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