Page 624 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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eine üppigere ist, daß das physische Leben nirgends langlebiger und
weniger Krankheiten unterworfen ist.
Nicht allein, was gewöhnlich die ackerbauende Bevölkerung thut,
kannst du da mit gewissenhaftem Fleiße betrieben sehen, daß nämlich
einem von Natur geringwerthigeren Boden durch Kunstmittel und
fleißige Arbeit nachgeholfen wird, sondern ganze Wälder werden von
den Händen des Volks ausgerodet und anderswo angepflanzt, wobei
nicht die Fruchtbarkeit, sondern Rücksichten des Transports maßgebend
sind, damit das Holz dem Meere oder den Flüssen oder den Städten
selbst desto näher wäre, denn Getreide wird mit geringerer Mühe als
Holz auf dem Landwege weite strecken verfahren.
Ein leutseliges, lustiges, kluges, behäbige Muße liebendes Volk, das
aber doch auch körperliche Arbeit (da es daran gewöhnt ist,) ganz
geduldig auf sich nimmt. Sonst reißt es sich nicht gerade besonders
darum, aber in geistigen Studien ist es unermüdlich.
Als sie von mir Einiges über die Litteratur und Wissenschaft der
Griechen gehört hatten (denn von der lateinischen Litteratur würden sie,
dachte ich, außer den Geschichtschreibern und Dichtern wenig
gutheißen), da war es wirklich merkwürdig zu sehen, mit welchem Eifer
sie bestrebt waren, zum Verständniß der griechischen Autoren zu
gelangen, indem mir ihnen dieselben erklärten.
Wir singen also zu lesen an, anfangs mehr nur, damit es nicht den
Anschein habe, daß wir die Bitte abschlagen wollten, als daß wir
praktischen Nutzen davon erhofft hätten.
Als wir aber allmählich ein wenig darin fortschritten, da bewirkte ihr
Fleiß, daß wir bald erkannten, unsere Bemühung würde nicht umsonst
aufgewendet werden. Sie begannen die Gestalt der Buchstaben so leicht
nachzuahmen, die Wörter so treffend auszusprechen und sich so schnell
ins Gedächtniß zu prägen und den Text mit solcher Treue zu übersetzen,
daß es uns schier ein Wunder hätte dünken müssen, wenn nicht die
Meisten darunter, nicht nur von freiwilligem Lerneifer entbrannt,
sondern auf Befehl des Senats dieses Studium unternommen hätten und
sie nicht auserlesene Köpfe aus der Zahl der Gelehrten und von reifem
Alter gewesen wären. Daher dauerte es keine drei Jahre, daß sie die
guten Autoren in griechischer Sprache ohne Anstoß lesen konnten,
wofern im Bücherdruck keine Fehler waren.
Sie eigneten sich aber diese Kenntnisse, wie ich vermuthe, deswegen
um so leichter an, als sie ihnen nicht ganz fremde waren, sondern eine
gewisse Verwandtschaft vorliegt. Ich nehme nämlich an, daß der
Ursprung dieses Volkes von den Griechen hergeleitet werden könne, weil
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