Page 772 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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nicht vergrößert, anstatt ihnen Abbruch zu tun, und daß er in dem
                Glauben, ein Übel auszurotten, es sich nicht auf den Hals lädt oder eine
                Pflanze durch Düngen erstickt. Man muß die Bösartigkeit des Geschwürs

                untersuchen, und fühlt man sich stark genug, es zu heilen, dies
                rücksichtslos tun; andernfalls muß man es lassen, wie es ist, und nicht
                daran rühren. Denn sonst käme es, wie oben am Beispiel der Nachbarn
                Roms gezeigt wurde. Für diese Die Latiner, die 496 am See Regillus
                geschlagen wurden. wäre es, nachdem Rom zu solcher Macht gelangt
                war, heilsamer gewesen, es mit friedlichen Mitteln zu versöhnen und es
                sich vom Leibe zu halten, als es durch Krieg auf neue Einrichtungen und

                Abwehrmittel zu bringen. Ihr Bündnis bewirkte nur, daß die Römer
                einiger und kühner wurden und auf neue Mittel sannen, wodurch sie in
                kürzester Frist ihre Macht ausdehnten. Hierzu gehört die Ernennung
                eines Diktators, eine neue Einrichtung, durch die sie nicht nur die
                drohende Gefahr überwanden, sondern auch unzählige Übel verhüteten,
                in die die Republik sonst gestürzt wäre.

























































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