Page 805 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Achtundvierzigstes Kapitel
Inhaltsverzeichnis
Wenn man nicht wünscht, daß ein Amt an einen gemeinen oder
schlechten Menschen fällt, lasse man entweder einen ganz gemeinen
und schlechten oder einen ganz edlen und guten sich darum
bewerben.
Fürchtete der Senat, die Tribunen mit konsularischer Gewalt möchten
aus den Plebejern gewählt werden, so schlug er einen von zwei Wegen
ein. Entweder er ließ die angesehensten Männer Roms sich darum
bewerben, oder er bestach durch geeignete Mittel einen schmutzigen,
ganz gemeinen Plebejer, der sich dann als Mitbewerber unter die
besseren Plebejer mischte, die gewöhnlich als Bewerber auftraten. Dies
letzte Mittel bewirkte, daß das Volk sich schämte, die Würde zu
verleihen, das erste dagegen, daß es sich schämte, sie zu verweigern. Das
alles spricht für den im vorigen Kapitel aufgestellten Satz, daß das Volk
sich wohl im Ganzen, aber nicht im Einzelnen täuscht.
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