Page 872 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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findet nie, daß sie zum Angriff gegen ein Land mehr als 50 000 Mann
ausschickten, aber zur Verteidigung der Heimat gegen die Gallier nach
dem ersten punischen Krieg stellten sie 1 800 000 Mann unter die
Waffen. So im Urtext. Die 8 dürfte fortzulassen sein, so daß 100 000 zu
lesen ist. In der Lombardei hätten sie die Gallier schon nicht mehr so
schlagen können wie in Etrurien, Bei Telamon, 225 v. Chr. denn gegen
eine so große Feindeszahl hätten sie so gewaltige Truppenmassen nicht
so weit von Rom fortführen und nicht so bequem gegen sie kämpfen
können. Die Cimbern schlugen in Deutschland ein römisches Heer, und
die Römer konnten dort nichts gegen sie ausrichten. 113 v. Chr. Als sie
aber nach Italien kamen, vereinigte Rom seine ganze Macht und
vernichtete sie. Bei Vercellae, 101 v. Chr. Die Schweizer sind leicht
außer Landes zu schlagen, da sie nur 20 bis 40 000 Mann ins Feld stellen
können, aber in der Heimat, wo sie 100 000 aufbringen können, ist es
sehr schwierig.
Ich ziehe also nochmals den Schluß, daß ein Fürst, der ein
bewaffnetes und kriegstüchtiges Volk hat, einen großen und gefährlichen
Krieg stets im Lande erwarten und dem Feind nicht entgegengehen soll.
Wer hingegen ein unbewaffnetes und unkriegerisches Volk hat, halte den
Krieg so weit wie möglich von der Heimat fern. So wird sich jeder nach
seiner Art am besten verteidigen.
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