Page 881 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Principes, das dritte Triarier. Jedes hatte seine Reiterei. Bei der
Aufstellung in Schlachtordnung kamen die Hastaten ins erste Treffen, ins
zweite, gerade dahinter, die Principes und ins dritte, gleichfalls in
derselben Breite, die Triarier. Die gesamte Reiterei der drei Treffen
wurde auf die beiden Flügel verteilt; ihre Geschwader hießen nach ihrer
Gestalt und Stellung alae, denn sie waren gleichsam die Flügel dieses
Körpers. Das erste Treffen, die Hastaten, stand so dicht geschlossen, daß
es den Angriff des Feindes aushalten und ihn selbst schlagen konnte. Das
zweite, die Principes, focht nicht gleich zu Anfang, mußte aber das erste
Treffen unterstützen, wenn es geschlagen oder zurückgedrängt wurde. Es
wurde daher nicht dicht geschlossen, sondern mit Lücken aufgestellt, so
daß es, ohne in Unordnung zu kommen, das erste Treffen aufnehmen
konnte, sobald dies vom Feinde gedrängt und zurückgeworfen wurde.
Das dritte, die Triarier, hatte noch größere Lücken, um im Notfall die
Hastaten und Principes aufnehmen zu können. Waren die Treffen in
dieser Art aufgestellt, so begann die Schlacht. Wurden die Hastaten
geworfen oder geschlagen, so zogen sie sich in die Lücken der Principes
zurück, und beide Treffen vereinigt, begannen aufs neue den Kampf.
Wurden auch sie geworfen und geschlagen, so zogen sich beide in die
Lücken der Triarier zurück, und alle drei Treffen, zu einer Masse
vereinigt, erneuerten nochmals den Kampf. Waren auch sie überwunden,
so hatten sie nichts mehr einzusetzen und verloren die Schlacht.
Jedesmal also, wenn das letzte Treffen, die Triarier, eingesetzt wurde,
war das Heer in Gefahr, woraus das Sprichwort entstand: Res redacta
est ad triarios, was in unserer Sprache heißt: Wir haben unser
Letztes eingesetzt. Wie die heutigen Feldherren von allen übrigen
Einrichtungen der Alten abgegangen sind und von ihrer Kriegszucht
nichts mehr befolgen, so haben sie auch diese Fechtweise aufgegeben, so
bedeutsam sie ist. Denn wer seine Schlachtordnung so aufstellt, daß er
dreimal mit frischer Kraft angreifen kann, dem muß das Glück dreimal
feindlich sein, wenn er verlieren soll, und sein Feind muß so tapfer sein,
daß er ihn dreimal zu besiegen vermag. Wer sich aber auf den ersten
Stoß verläßt, wie die heutigen Heere der Christenheit, der kann leicht
geschlagen werden, denn jede Verwirrung, jede mittelmäßige Tapferkeit
kann ihm den Sieg entreißen. Unsre Heere können nicht dreimal die
Schlacht erneuern, weil das Verfahren, ein Treffen durch das andre
aufzunehmen, verlorengegangen ist. Das kommt daher, daß die heutigen
Schlachten einen der zwei folgenden Fehler haben. Entweder stellt man
die Treffen dicht nebeneinander und bildet ein breite, dünne
Schlachtfront, die wegen ihrer geringen Tiefe schwach ist. Oder man
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