Page 6 - Ludger 6 Jahre Krieg 1945
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Ludger vorweg
Ludger: „Plattdütsch schnakken passt mi am besten, bloß läsen kann man plattdeutsch jao nich so gaut.“
„Plattdeutsch sprechen passt mir am besten, bloß lesen kann man Plattdeutsch ja nicht so gut.“
Willi: „Nee, aober, dat häb ick ain andermaol jao uk so maoket, ick kann dat jetzt jao uk so maoken: Ainmaol
up Plattdeutsch un dann naoher in Hochdütsch öeversetten, dat iss dai Saoke ja wert. …
Willi: „Nein, aber das hab` ich ein andermal ja auch so gemacht, ich kann das jetzt auch so machen: Einmal
in Plattdeutsch und dann nachher in Hochdeutsch übersetzen, das ist die Sache ja wert. …
… Dat, wat wi jetzt schnackt, dat iss dor - up dat Upnaohmegerät - schon drup. Ganz in Ruhe, wi dut mens.
Ick schriev son bitken mi stichwortartig wat mit, bitken kann ich viellicht uk noch wat in Steno mitschrieven.
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… Das, was wir jetzt sprechen, das ist da - auf dem Aufnahmegerät - schon drauf. Ganz in Ruhe, wie Du
meinst. Ich schreib` so`n bisschen mir stichwortartig was mit, ein bisschen kann ich vielleicht auch noch was
in Steno mitschreiben.“
Ludger fang man an ! : Ludger fang man an! :
Ick vertäl nu maol, wie ick ass sessjöehrige Junge Ich erzähl nun mal, wie ich als sechsjähriger
denn Krieg miterlävt häbbe. Als erstes wait ick Junge den Krieg miterlebt habe. Als erstes
noch, dat näben dai Kaaken ain Bunker bauet weiß ich noch, dass neben der Kirche ein
wüdd; do wüdd Hoalt saogt, upstellt mit samt dai Bunker gebaut wurde; da wurde Holz gesägt, 5
Decke, wo man taure Not rinnlopen kunne. wurde aufgestellt mit samt der Decke, wo man
Der junge Ludger zur Not reinlaufen konnte.
Dann at nächstes: Mit mien Opa güng ick Dann als Nächstes: Ich ging manchmal mit
manges naon Fleming hän, Opa drünk sick meinem Opa nach Fleming (Gasthaus in der
dorn Schluck und dann, wie wi dor rut Nahbarschaft) hin. Opa trank sich da einen
kömen, dön dai ja unheimlich väl schaiten Schnaps, und wenn wir da rauskamen, wurde
in Garrel, un ick ha ja Angst mit dai Balle- in Garrel (Nikolausdorf gehört zu Garrel)
raie dor; do säg dai Opa „Junge, wat häste? unheimlich viel geschossen, und ich hatte ja
Laot sai man koamen, mit dissen Angst bei der vielen Ballerei. Mein Opa
Handstock, dor kriegt sai wäkke mit!“ … Dat wöer meinte: „ Junge, was hast du? Lass sie man
erstmaol dat. kommen, mit diesem Handstock (hatte er wohl
immer bei sich), da kriegen sie welche mit!
Aober vöerweg maol: Wenn dor Fliegeralarm köm, dat Aber vorweg mal: Wenn in Nikolausdorf
häb ich noch so inn Kopp, dann wüdd dor anropen bei Fliegeralarm kam, das hab´ ich noch so im
Mehls, dann de Jop Scheper mit Blaoshörn döert Dörp Kopf, dann wurde bei Mehls angerufen,
fäuern und blaosen, dat het so väl: Fliegeralarm. (Molkerei Mehls hatte 1945 schon Telefon.)
und der Josef Scheper fuhr mit `nem
Blashorn durchs Dorf und tat blasen; das hieß:
Fliegeralarm!
Bi dai Schaule han wi denn Lehrer Kalvelaoge, dai was uk In der Schule hatten wir den Lehrer
leicht nervös angehaucht. Un wenn dor Fliegeralarm Kalvelage, der war auch leicht nervös
angehaucht, und wenn da Fliegeralarm