Page 10 - Ludger 6 Jahre Krieg 1945
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Aine  Nacht  sünd  wi  dor  wähn.  Un  annern  Dag  was    Eine  Nacht  sind  wir  da  gewesen.  Und  am
          Söenndag, do sünd wi dann taut Döerp rinmaschiert. Hier    anderen Tag war Sonntag, da sind wir dann
          stünden noch Panzers uppe Straoten, dai han sick maist     zum Dorf reinmarschiert. Hier standen noch
          ergäven, dai han witte Faohnen anne Straoten  hangen;      Panzer auf den Straßen, die hatten sich meist
          aober andern Morgen wöern dai maisten rünner räten all.    ergeben,  sie  hatten  weiße  Fahnen  an  den
          Willi:  „Un  wekke  ret  dai  runner?“  Dai  dütschen      Straßen  hängen;  aber  am  andern  Morgen
          Soldaoten, dai reten dai wer runner.                       waren  die  meisten  runtergerissen  worden.
                                                                     Willi:  „Wer  hatte  die  runtergerissen?“    Die

                                                                     deutschen Soldaten, die rissen die (Fahnen)
                                                                     wieder runter.

          Un mit dai Panzer, dat häb  ick uk noch sülven sain,  bien   Und  die  Panzer,  das  hab`  ich  noch  selbst
          Bernd Meyer,  tüschken  Backhus  und Bernd Meyer,  häbt    gesehen,  beim  Bernd  Meyer,  zwischen
          dai  Panzersperren  maoket.  Do  häbt  dai  bi    Meyer  sien   Backhaus  und      Bernd  Meyer,  haben  sie
          Busch Hoalt doal krägen - woll drai Meter hoch - , dai     Panzersperren  gemacht.  Da  haben  die  bei
          wüddn  hochkant  up  dai  Straoten  stellt,  verbunden  mit   Meyer sein` Busch Holz gefällt  - wohl drei
          Draoht, dor schulden dai Panzer dann stoppt wern; aober    Meter hoch - ,  das wurde hochkant auf die
          dat hülp uk nix, dat döt ja nich.                          Straßen gestellt, verbunden mit Draht, damit
                                                                     sollten  die  Panzer  dann  gestoppt  werden;
                                                                     aber,  das half auch nichts, das tats ja nicht.


          Do sünd wi hier wer ankoamen, aober mut ick jao säggen,    Dann  kamen  wir  hier  wieder  an,  aber,  ich
          us  Mutter  dai  ha  ja  ne  Stütze:  Wi  han  aine  Frau   muss  ja  sagen,  unsere  Mutter  (war  die
          Stemmermann ut Köln, dai köm hier immer tau hamstern       Kriegszeit immer zu Hause !), sie hatte ja eine   9
          und dai ha dat Mundwark anne richtigen Siete. Dai köm      Stütze:  Wir  hatten  eine  Frau  Stemmermann
          von Köln.                                                  aus Köln, sie kam immer in Nikolausdorf zu
                                                                     hamstern und  die hatte ihr Mundwerk an der
                                                                     richtigen Stelle.  Sie kam von Köln!


          Un  do  wöern  wi  wer  hier,  und  us                     Und  da  warn  wir  wieder  hier  (auf  der
          Mutter  domaols,  dai  was  uk  nich                       Hofstelle) und unsere Mutter damals, sie war
          bange. Upn Balken dor was al wat los,                      nicht bange. Auf dem Balken (Obergeschoss
          dor han wi use Getreide liggen, nich,                      des  Wohn-  und  Wirtschaftsgebäudes  für
          do  ha  Frau  Stemmermann  unnen                           Heuaufbewahrung etc.) da war was los,   da
          staohn un ropen: „Hallo, ist da was?“,                     hatten  wir  unser  Getreide  liegen.  Frau
          ha dai Frau Stemmermann dann ropen.                        Stemmermann stand mal unten und rief nach
          …  „Hallo, iss da was?“     Mutter mit                     oben: „Hallo, ist da was?“ ... „Hallo, ist da
                                       Ludger                        was?“

          Jao,  und  do,  use  Mammen  iss  sick  aober  upn  Balken   Ja, und da ist unsere Mutter sich  aber auf den
          stägen  un  hät  dornao  käken,  wat  dor  los  was;  dor  was   Balken gestiegen und wollte kucken, was da
          tatsächlich nen Soldat uppe, dai Körn klauen und häbben    los  war.  Da  war  tatsächlich  ein  Soldat  auf
          wull. Hai ha sick verschanzt unnern Busch Stroh, und do    dem  Balken,  der  Korn  klauen  und  haben
          hät use Mammen üm äben  no unnen befördert - dütschen      wollte. Er hatte sich verschanzt unter einem
          Soldaot.                                                   Busch  Stroh,  und  da  hat  unsere  Mutter  ihn
                                                                     eben  nach unten befördert - einen deutschen
                                                                     Soldaten.

          Do  han  se  use  Mammen  noch  dat  Peeregeschirr  noch   Einmal hatten sie (wer auch immer) unserer
          klaut, un do iss                                           Mutter ein Pferdegeschirr geklaut, und da ist
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