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Raum entwickeln, umbau lenken | 29
Drei Fragen an ...
Frank Rock
Der Kohleausstieg hat mit der abschaltung erster Kraftwerksblöcke
Ende 2020 im Rheinischen Revier reale Züge angenommen. Welche
auswirkungen hat dies konkret auf den Rhein-Erft-Kreis?
Die ersten Abschaltungen finden im Rhein-Erft-Kreis statt, aber dies sind
nicht die einzigen Herausforderungen. Denn auch die Brikettfabrik in Fre-
chen steht vor der Schließung, was sich auch auf die Zuliefererbetriebe und die
Wertschöpfungsketten in den betroffenen Kommunen auswirkt. Daher sind die
Herausforderungen sehr klar: Wir müssen es schaffen, schnellstmöglich neue
Arbeitsplätze zu schaffen. Und wäre die Aufgabe nicht schon schwer genug, ist
es auch mein Anspruch, dass diese Arbeitsplätze ähnlich hoch vergütet werden
wie die vorherigen in den Braunkohlebetrieben. Hierzu ist es unerlässlich, dass
wir das Thema Flächenplanung neu denken. Denn ohne entsprechende Flächen,
die wir zu Gewerbe- oder Industriegebieten ausbauen können, werden sich keine
neuen Firmen ansiedeln. Dennoch, der Rhein-Erft-Kreis ist ein hervorragender
Wirtschaftsstandort, die Anbindung an die öffentliche Infrastruktur könnte auf-
grund der Schienen und Straßen und der Anbindung an die Oberzentren Köln,
Bonn und Düsseldorf kaum besser sein. Daher benötigen wir ein beschleunigtes Frank Rock
Planungsrecht und Sonderwirtschaftszonen. Landrat Rhein-Erft-Kreis
Die Strukturförderung des Bundes für das Rheinische Revier schafft
möglichkeiten, den Strukturwandel auch als Chance zu nutzen. Welche
Schwerpunkte sehen Sie für den Rhein-Erft-Kreis?
Die Strukturförderung sollte die Initialzündung sein für eine Region, welche
bisher eine außerordentlich gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit aufweist.
Der Rhein-Erft-Kreis bietet viel für Familien und für Firmen, denn die benötig-
ten Fachkräfte wohnen nicht nur im Kreisgebiet, sondern können sich hier auch
weiter-, fort- und ausbilden lassen. Doch gut ist nicht gut genug, wir haben zahl-
reiche Projekte, um nicht nur neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um die
Fachkräfte von Morgen zum Beispiel am TH Campus Rhein-Erft auszubilden
oder die Freizeit sportlich in einem revierweiten Fahrradnetzwerk zu genießen.
Für all diese Verbesserungen muss es aber sogenannte Anschubfinanzierungen
geben, wichtig ist, dass diese breit gefächert investiert werden. Ein Fokus auf
zum Beispiel nur die Forschung wäre kontraproduktiv.
Wie stellt sich der Rhein-Erft-Kreis organisatorisch und strukturell
auf, um den Strukturwandelprozess in den nächsten drei Dekaden zu
begleiten?
Die Kreisverwaltung wird für die regionale Entwicklung noch schlagkräf-
tiger aufgestellt. So gibt es seit dem 1. März 2021 ein eigenes Dezernat für
Regionale Entwicklung, in welchem die Bereiche Strukturwandel, Fördermit-
telmanagement, Breitband und IT zusammengefasst sind. Ich erwarte mir hier
viele Synergieeffekte, welche mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, dem
Tourismusverein Rhein-Erft und den Kommunen abgerundet werden. Denn
ein Kirchturmdenken kann nur kontraproduktiv sein und wird es mit mir als www.rhein-erft-kreis.de
Landrat des Rhein-Erft-Kreises nicht geben.