Page 31 - Geschäftbericht 2020_web
P. 31

Raum entwickeln, umbau lenken    |  29





             Drei Fragen an ...

             Frank Rock


             Der Kohleausstieg hat mit der abschaltung erster Kraftwerksblöcke
             Ende 2020 im Rheinischen Revier reale Züge angenommen. Welche
             auswirkungen hat dies konkret auf den Rhein-Erft-Kreis?

                 Die ersten Abschaltungen finden im Rhein-Erft-Kreis statt, aber dies sind
             nicht die einzigen Herausforderungen. Denn auch die Brikettfabrik in Fre-
             chen steht vor der Schließung, was sich auch auf die Zuliefererbetriebe und die
             Wertschöpfungsketten in den betroffenen Kommunen auswirkt. Daher sind die
             Herausforderungen sehr klar: Wir müssen es schaffen, schnellstmöglich neue
             Arbeitsplätze zu schaffen. Und wäre die Aufgabe nicht schon schwer genug, ist
             es auch mein Anspruch, dass diese Arbeitsplätze ähnlich hoch vergütet werden
             wie die vorherigen in den Braunkohlebetrieben. Hierzu ist es unerlässlich, dass
             wir das Thema Flächenplanung neu denken. Denn ohne entsprechende Flächen,
             die wir zu Gewerbe- oder Industriegebieten ausbauen können, werden sich keine
             neuen Firmen ansiedeln. Dennoch, der Rhein-Erft-Kreis ist ein hervorragender
             Wirtschaftsstandort, die Anbindung an die öffentliche Infrastruktur könnte auf-
             grund der Schienen und Straßen und der Anbindung an die Oberzentren Köln,
             Bonn und Düsseldorf kaum besser sein. Daher benötigen wir ein beschleunigtes   Frank Rock
             Planungsrecht und Sonderwirtschaftszonen.                        Landrat Rhein-Erft-Kreis

             Die Strukturförderung des Bundes für das Rheinische Revier schafft
             möglichkeiten, den Strukturwandel auch als Chance zu nutzen. Welche
             Schwerpunkte sehen Sie für den Rhein-Erft-Kreis?

                 Die Strukturförderung sollte die Initialzündung sein für eine Region, welche
             bisher eine außerordentlich gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit aufweist.
             Der Rhein-Erft-Kreis bietet viel für Familien und für Firmen, denn die benötig-
             ten Fachkräfte wohnen nicht nur im Kreisgebiet, sondern können sich hier auch
             weiter-, fort- und ausbilden lassen. Doch gut ist nicht gut genug, wir haben zahl-
             reiche Projekte, um nicht nur neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um die
             Fachkräfte von Morgen zum Beispiel am TH Campus Rhein-Erft auszubilden
             oder die Freizeit sportlich in einem revierweiten Fahrradnetzwerk zu genießen.
             Für all diese Verbesserungen muss es aber sogenannte Anschubfinanzierungen
             geben, wichtig ist, dass diese breit gefächert investiert werden. Ein Fokus auf
             zum Beispiel nur die Forschung wäre kontraproduktiv.


             Wie stellt sich der Rhein-Erft-Kreis organisatorisch und strukturell
             auf, um den Strukturwandelprozess in den nächsten drei Dekaden zu
             begleiten?

                  Die Kreisverwaltung wird für die regionale Entwicklung noch schlagkräf-
             tiger aufgestellt. So gibt es seit dem 1. März 2021 ein eigenes Dezernat für
             Regionale Entwicklung, in welchem die Bereiche Strukturwandel, Fördermit-
             telmanagement, Breitband und IT zusammengefasst sind. Ich erwarte mir hier
             viele Synergieeffekte, welche mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, dem
             Tourismusverein Rhein-Erft und den Kommunen abgerundet werden. Denn
             ein Kirchturmdenken kann nur kontraproduktiv sein und wird es mit mir als       www.rhein-erft-kreis.de
             Landrat des Rhein-Erft-Kreises nicht geben.
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36