Page 67 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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NEGATIVE MUSTER ERKENNEN
Nach Meinung vieler Psychologen lassen sich die el-
terlichen Einflüsse auf Kinder an den Verhaltensmustern
erkennen, die diese entwickeln. Sie können all ihre künf-
tigen Beziehungen — zu Familie, Freunden, Kollegen
und Partnern — beeinflussen. Psychologen haben ver-
sucht, solche Muster auf vielerlei Art zu beschreiben.
Einige haben herausgefunden, dass es den Betreffenden
helfen kann, diejenigen Aspekte ihres Verhaltens zu er-
kennen, die funktionierende Beziehungen behindern.
Schlüsselbegriffe sind dabei die Bezeichnungen »Strei-
cheleinheiten«, »Skripts« oder »Lebenspläne« und
»Bindungsmuster«.
Streicheleinheiten
Die Bezeichnung »Streicheleinheiten« entstand aus
der Transaktionsanalyse, einer Form der Psychotherapie,
die in den 60er Jahren von dem kanadischen Psychiater
Eric Berne (1910—1970) entwickelt wurde. Die Trans-
aktionsanalyse geht von einem angeborenen Bedürfnis
nach Liebe, Fürsorge, Zuwendung und Anerkennung
aus. Um Liebe und Zuwendung zu erhalten, suchen die
Kinder eine Umarmung, geben mit einem neuen Kleid,
T-Shirt oder Spielzeug an oder sind unartig. Bei der
Transaktionsanalyse bezeichnet man jede Form der
Aufmerksamkeit, egal ob gut oder schlecht, als »Strei-
cheleinheit«. Das kann ein Kuss oder ein Klaps sein, ei-
ne Äußerung wie »Ich liebe dich« oder »Du machst
mich sehr wütend«.
Nach Berne sind sogar negative Streicheleinheiten
besser als überhaupt keine Reaktionen auf das Verhalten
eines Kindes. Daher suchen Menschen in Ermangelung
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