Page 64 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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        System der Dynamik« auf dieser Basis definirt hat.  P. Johannes-
        son macht übrigens die Bemerkung, dass ihm Web er 's Rechnungen,
        die zu der Behauptung auf   S. 38 seiner Schrift führen, auf einem
        Kreisschlusse zu beruhen scheinen ^^j.  Wie dem auch sei, der Cha-
        rakter  der Rechnung  als  einer bloßen Näherungsrechnung  dürfte
        leicht zu erweisen sein.
           Mit einer Annäherung natürlich, die für Zwecke der Physik
        und der Planetarastronomie genügen würde,     ist es immerhin ge-
        stattet, das mit dem Schwerpunkt des Weltalls verbundene System
        kleinster  .2 (^ mv^} dem barycentrischen Inertialsystem gleichzusetzen
        und zwar einfach darum, weil  es  sich gegen das für  diese Zwecke
        ziemlich ebenso gut ausreichende heliocentriche Fixsternsystem
        nur langsam dreht.  Für stellar dynamische Untersuchungen da-
        gegen dürfte das Web er 'sehe System  als Fundamentalsystem ganz
        ungeeignet sein.
           Dass das oben   skizzirte Kriterium Web er' s,  darüber  zu  ent-
        scheiden, ob ein gegebener Punkt  »universell-geradlinig-gleichförmig
        bewegt«  sei,  so wie  es  lautet, gar keine gemeinsame Bezugnahme
        mehrerer  gleichzeitig  der Untersuchung unterworfener Punkte  auf
        ein einheitliches Bezugssystem an die Hand gibt,    ist im Vorigen
        implicite schon ausgesprochen. Da die Untersuchungen der Dynamik
        ein  einheitliches Bezugssystem gebieterisch verlangen, so ist das ein
        weiterer offenkundiger Mangel der Formulirung.  Wie mir übrigens
        scheint, würde sich überhaupt ein strenger Nachweis gar nicht führen
        lassen, dass für n nach Web er' s Kriterium  * universell-geradlinig-
        gleichförmig bewegte« Punkte ein einheitliches Coordinatensystem con-
        struirbar  sei, in welchem sie alle geradlinig bewegt wären.
           Dass es äußerst bedenklich  ist, beim Ausspruch des Beharrungs-
        gesetzes den Begriff des Massenquantums bereits vorauszusetzen, und
        dass  ferner  die Massenwerthe des Universums zum überwiegenden
        Theile gar nicht bekannt  sind,  auch wohl niemals bekannt werden
        dürften,  soll nur kurz angedeutet werden.  Diese  beiden Mängel
        der Web er 'sehen Formulirung sind, wie mir scheint, auch in keiner
        Weise zu beseitigen, und der letztere von ihnen bringt es mit sich,,
        dass  eine  praktische Ausgestaltung  des Vorschlages,  selbst wenn
        dieser theoretisch einwandfrei wäre, zu den unmöglichen Dingen ge-
        hört.  Das eben erachte ich   als den entscheidendsten Vorzug der
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