Page 216 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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Sauerteig ist das Beste, was dem Brot passieren kann. Er ist der Schlüssel zu fast allen
          wichtigen Getreidebestandteilen. Er aktiviert enzymatische Prozesse im Teig, die
          Mineralstoffe für den menschlichen Organismus verfügbar machen und pflanzliche
          Giftstoffe abbauen (siehe S. 178 „Vollkorn“) . Von den Milchsäurebakterien gebildete

          Exopolysaccharide (spezielle Mehrfachzuckerverbindungen) haben eine positive
          gesundheitliche Wirkung und sorgen für eine deutlich längere Frischhaltung von
          Sauerteigbroten. Außerdem kann Sauerteig die Verfügbarkeit von Vitaminen und
          nützlichen sekundären Pflanzenstoffen steigern. Der Blutzuckerspiegel steigt bei Genuss

          von Sauerteigbroten langsamer an (die Stärke wird langsamer verdaut). Auch für
          glutenfreie Backwaren ist Sauerteig das Mittel der Wahl. Brot wird dank Sauerteig
          bekömmlicher, ganz zu schweigen von den geschmacklichen Vorteilen.


          Roggen wird durch Sauerteig erst backfähig gemacht. Roggeneigene Enzyme

          (Amylasen) zersetzen beim Backen die verkleisternde Stärke. Das Gärgas kann nicht
          gehalten werden. Das Brot wird flach, dicht und klitschig. Der Sauerteig senkt den pH-
          Wert unter das Wirkungsoptimum der Enzyme. Der Roggen kann so zu einem
          genießbaren Brot verbacken werden. Außerdem steigert Sauerteig die Wasseraufnahme
          im Teig, macht die Krume elastisch und verbessert die Kaubarkeit. Das Brot bleibt beim

          Kauen also nicht an den Zähnen kleben.
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