Page 220 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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Backferment: Viele Biobäcker arbeiten mit Backferment, einem getrock​neten milden
                                   Sauerteig auf Basis von Weizen, Honig und Erbsen. Der Teig arbeitet mit Nektarhefen
                                   aus Pflanzenblüten, die von Bienen in den Honig eingetragen wurden. Der
                                   Zeitaufwand in der Vorbereitung des Ansatzes ist ähnlich dem eines herkömmlichen
                                   Sauerteiges. Verschiedene Hersteller bieten Backferment auf Basis leicht veränderter
                                   Rezepturen an. Genau wie zugekaufte Sauerteigreinzuchtkulturen erhöht Backferment
                                   die Sicherheit im Produktionsablauf, führt aber auch zu ähnlich schmeckenden
             Backwaren.





                                   Wie war es früher? Früher wurde der Sauerteigansatz nicht separat vom Brotteig
                                   aufgefrischt. Wer regelmäßig dasselbe Brot gebacken hat, bediente sich einer
                                   einfacheren Methode. Vom reifen Brotsauerteig wurde die zuvor als Anstellgut
                                   (Impfkultur) zugegebene Menge Sauerteig wieder abgenommen und kühl aufbewahrt.
                                   Am nächsten Backtag diente es wieder als Anstellgut für den Brotsauerteig.
                                   Voraussetzung war aber, dass immer die gleiche Teigmenge verarbeitet und mit den
                                   gleichen Mehlsorten gebacken wurde. Auch heute noch findet sich in kleineren
             Bäckereien diese Herangehensweise, wenn hauptsächlich Sauerteigbrote gebacken werden.




          Lagerung des Sauerteigs


          Steht ein Urlaub oder eine Brotbackpause an, muss das bis dahin gut gepflegte
          Anstellgut nicht entsorgt werden. Um die Mikroorganismen in einem passiven, aber

          schnell reaktivierbaren Zustand zu halten, sollte bei der letzten Auffrischung weniger
          Wasser verwendet werden (zum Beispiel auf 100 Gramm Mehl nur 45 Gramm Wasser
          und die üblichen 10 bis 20 Gramm Anstellgut). Dabei entsteht ein fester Teigball. Durch

          den Wasserentzug laufen sämtliche Abbau- und Reifeprozesse langsamer ab. Nach dem
          Mischen wird der Sauerteig einige Stunden im verschlossenen Glas zur Reife gebracht
          und anschließend in den Kühlschrank gestellt (circa 5 °C). Dort überdauert er ohne
          Probleme zwei bis drei Monate und kann dann wieder im normalen Rhythmus und mit
          der normalen Wassermenge aufgefrischt werden. Sollte es dann doch an Triebkraft

          fehlen, hilft die Hefeführung. Dafür wird der träge Sauerteigansatz zwei- bis fünfmal
          nacheinander bei circa 26 °C zur Reife gebracht und wieder aufgefrischt. Bei dieser
          Temperatur vermehren sich die Hefen optimal.
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