Page 27 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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Die Schiffsmühle bei Langenzersdorf war eine von vielen, die an der Donau standen. Sie dienten der Versorgung der
großen Städte.
Schiffsmühlen kamen an großen Flüssen wie der Donau zum Einsatz, der alpine Bereich bot ideale
geographische Bedingungen für den Betrieb von Wassermühlen. Welch technische Meisterleistung
der Bau einer Mühle im Mittelalter darstellte, können wir uns heute kaum mehr vorstellen. Die
Mühlenbauer waren die Bauingenieure der vorindustriellen Zeit und ihnen gelang im 14. Jahrhundert
eine Innovation, die die Leistung der Mühlen immens steigerte: Sie entdeckten, dass sich das Rad
doppelt so schnell dreht, wenn die Wassermenge von oben auf die Schaufeln drückt (oberschlächtige
Wasserführung). Die Redensart „Oberwasser haben“ blieb bis heute erhalten – wer Oberwasser hat, ist
im Vorteil.
Welchen Vorteil hatten nun die Bauern davon, dass überall Getreidemühlen entstanden, die sehr viel
mehr leisten konnten als ihre Hand- oder Wassermühlen? Getreide hält jahrelang, Mehl verdirbt. Also
musste regelmäßig gemahlen werden, Breigerichte standen täglich auf dem mittelalterlichen
Speiseplan der einfachen Leute, der Bedarf an Mehl war groß. Die Bauern hätten es also eigentlich als
willkommenen Fortschritt empfinden müssen, dass sie nun das Angebot der Mühlen nutzen konnten.