Page 80 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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des Pfluges die Menschen und ihre Götter ernährte.“
Im Alpenraum wurde die Kolbenhirse (lat. setaria italica) im Frühjahr ausgesät, nach der
Weizenernte baute man Rispenhirse (lat. panicum miliaceum) an. Beide gehören in die Familie der
Süßgräser. Wie die Namen verraten, bildet die Kolbenhirse Scheinähren – sie wird heute als
Vogelfutter angeboten –, während die Rispenhirse, auch Gemeine Hirse genannt, Rispen mit fast
runden Körnern trägt. Der Name „Brein“, der in verschiedenen österreichischen Regionen noch
gebräuchlich ist, zeugt davon, dass Hirse ein Breigericht war, zum Brotbacken eignet sie sich nicht.
Hirse stellt geringe Ansprüche an den Boden, aber sie fordert den Menschen: Viele Arbeitsschritte
sind nötig, um den harten Kern aus der Kieselschale zu lösen: dreschen, dörren, reiben oder stampfen.
Kein Wunder, dass die Kartoffel die Hirse verdrängte, ist sie doch viel einfacher zu ernten und zu
verarbeiten. Den hohen ernährungsphysiologischen Wert des Getreides können Erdäpfel allerdings
nicht bieten.
Wer ins Schlaraffenland will, muss sich durch einen Berg von Hirsebrei essen.