Page 81 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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MAIS


























































             Als  Kolumbus  sich  1492  aufmachte,  um  den  Seeweg  nach  Indien  zu  finden,  ging  es  um
  Gewürze, damals teure, begehrte Handelsgüter. Gewürze fand er nicht in der Neuen Welt, aber die
  Schiffe der Spanier brachten in den folgenden Jahrzehnten andere landwirtschaftliche Produkte in die

  Alte  Welt,  die  die  Landwirtschaft  und  die  Ernährung  der  Europäer  revolutionierten.  Nachdem  die
  Kartoffel,  anfangs  misstrauisch  beäugt  und  in  den  Gärten  als  Zierpflanze  gehegt,  ihren  Siegeszug
  angetreten  hatte,  wurde  sie  zum  Hauptnahrungsmittel  und  nahm  damit  die  Stellung  ein,  die  das
  Getreide über Jahrtausende innehatte.
     Auch  der  Mais  kommt  aus  Amerika.  Kolumbus  erwähnt  ihn  1492  in  seinem  Tagebuch  und
  berichtet, dass er „wohlschmeckend“ sei und alle Menschen in diesem Land ernähre. Die Europäer, an
  Weizen, Roggen, Hafer und Gerste gewohnt, teilten sein Urteil nicht und mutmaßten, dass Kolumbus
  das Prädikat „angenehm“ nur deshalb wählte, weil er nach der Überfahrt halbverhungert war. Aus den
  Berichten der Spanier wusste man aber auch, dass Mais denkbar leicht anzubauen ist – man braucht
  keinen Pflug und damit auch keine Zugtiere. Zudem ist er nach drei Monaten erntereif. Und: Aus den
  Berichten der Konquistadoren ging hervor, dass in der Neuen Welt niemand hungerte – anders als in
  Europa zu dieser Zeit.
     Dies brachte die Venezianer auf den Plan. Während die anderen Mais allenfalls als Viehfutter sahen,
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