Page 84 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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dort angebaut werden, wo Weizen nicht gedeiht. Zum Beispiel im Gebirge: Roggen wächst auch in
  Höhenlagen  von  1.400  Metern,  in  der  Schweiz  steigt  er  sogar  noch  höher  hinauf.  Roggenbrot  ist
  haltbarer  als  Produkte  aus  Weizen,  für  Bäuerinnen,  die  oft  nur  alle  zwei  Wochen  den  Backofen
  anheizten, ein großer Vorteil.
     Roggen (lat. secale) ist ein Süßgras, von dem fünf Arten bekannt sind. Die wichtigste (lat. secale
  cereale)  wird  zwischen  dem  50.  und  dem  65.  nördlichen  Breitengrad  angebaut.  Da  Roggen  ein
  Windbestäuber ist, wird die Reinhaltung einer Sorte sehr erschwert. Roggen ist winterfest und wird in
  der  konventionellen  Landwirtschaft  hauptsächlich  als  Winterroggen  angebaut,  der  höhere  Erträge

  bringt als der eiweißreichere Sommerroggen.
     Roggen  ist  besonders  anfällig  für  Mutterkorn;  der  Genuss  befallenen  Getreides  führt  zu
  Vergiftungen,  die  mit  dem  Tod  enden  können.  Befallene  Ähren  kann  man  mit  bloßem  Auge  von
  gesunden  unterscheiden,  zu  großen,  epidemieartigen  Erkrankungen  kam  es  früher  zu  Zeiten  von
  Hungersnöten, als man es sich nicht leisten konnte, Getreide zu vernichten.
     In  unseren  Breiten  wurde  Roggen  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  mit  dem  neu  aufkommenden
  Gesundheitsbewusstsein „salonfähig“. Roggen enthält zwar etwas weniger Protein als Weizen, aber in
  der biologischen Wertigkeit rangiert Roggeneiweiß höher.
     Roggenvollkornbrot  ist  reicher  an  Natrium,  Kalium  und  Eisen  als  Weizenvollkornbrot.  Reines
  Roggenbrot zeichnet sich durch sein Aroma aus und hat einen etwas säuerlichen Geschmack. Obwohl
  der  Kleberanteil  in  Roggen  sehr  gering  ist,  besitzt  Roggenmehl  doch  ausgezeichnete
  Backeigenschaften.
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