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Michael und seine besonnene, freundschaftliche

                Väterlichkeit  fehlen  würde.  Ich  bedankte  mich
                bei ihm für den Segen der mir in seiner Person
                zuteil geworden war. Es wurde eine anstrengen-
                de beschwerliche Reise mit sehr langen Aufent-
                haltszeiten an den Poststationen, selten standen

                Pferde  zum  Wechsel  bereit.  Es  gab  Streit  dar-
                über wieviel Pferde einzuspannen waren und ob
                bei nur  zwei  Pferden  der  Fahrpreis  gerechtfer-
                tigt wäre. Die Kutscher waren grobe Kerle und
                wenn es ihnen zu bunt wurde verweigerten sie

                den aufmüpfigen Reisenden die Weiterfahrt. Ich
                war froh als wir Militsch erreichten. Alle meine
                Glieder  schmerzten  von  der  Rüttelei  auf  den
                schlechten Straßen und ich beschloss ein Zim-
                mer für die Nacht zu nehmen und wenn möglich

                ein  ausgiebiges  Bad.  Militsch  war  größer  als
                Mohrungen  und    beeindruckte  mich,  doch  für
                eine Erkundung fehlte mir die Kraft, nach dem
                Bad war ich müde, ging früh zu Bett und schlief

                ein kaum dass ich lag. Das Frühstück am nächs-
                ten Tag war reichhaltig und ich kostete das erste
                Mal in meinem Leben Kaffee. Er schmeckte bit-
                ter und erst als ich auf Anraten der Bedienung
                Zucker und Milch hinzufügte erschloss sich mir
                das  das  aromatische  Getränk  auf  angenehme

                Weise. Noch erstaunt über seine belebende Wir-


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