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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse ENDBERICHT
2.2 Wachstumsperspektiven des Biomassepotenzials durch den
Anbau von Energiepflanzen
Die zukünftige Verfügbarkeit von Biomassepotenzialen wird maßgeblich durch die
Entwicklung der Anbauflächen bestimmt, da steigende Ernteerträge und größere zur
Verfügung stehende Flächen zu höheren Nawaro-Potenzialen führen. Im Gegensatz hierzu
sind bei den landwirtschaftlichen, industriellen wie kommunalen Reststoffen tendenziell
stagnierende bis rückläufige Mengen zu erwarten, u.a. aufgrund sinkender
Bevölkerungszahlen.
2.2.1 Die Anbaufläche als Schlüsselgröße für das Energiepflanzenpotenzial
Unter dem Begriff Energiepflanzen werden ein- oder mehrjährige Kulturen verstanden, die
auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zur ausschließlichen energetischen Verwertung
angebaut werden. Die erzeugte Biomasse kann entweder als Festbrennstoff, als Rohstoff
(sog. Substrat) zur Biogasgewinnung oder als Basis für flüssige Energieträger eingesetzt
werden.
Für die Abschätzung des Potenzials waren dabei Aussagen zu treffen, welche Anbaufläche
im Zeitverlauf für die Energiepflanzenproduktion zur Verfügung steht. Dabei ist die
Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und zur sonstigen, nicht-
landwirtschaftlichen Flächennutzung zu beachten.
Die landwirtschaftliche Ackerfläche in Deutschland von derzeit knapp 12 Mio. ha wird primär
zur Nahrungsmittelproduktion genutzt. Die verbleibende Fläche, die für eine
Energieproduktion zur Verfügung steht, ist direkt vom Flächenbedarf für die Nahrungsmittel-
erzeugung und anderen konkurrierenden Flächennutzungen abhängig. Als Folge der
Überproduktion an Nahrungsmitteln werden innerhalb der EU seit einigen Jahren
Maßnahmen durchgeführt, um die verwendete Fläche und damit die Produktion zu
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reduzieren. Zurzeit belaufen sich diese Stilllegungsflächen auf ca. 1,2 Mio. ha. Ein Teil der
Stilllegungsflächen kann nicht zur Anpflanzung von nachwachsenden Rohstoffen verwendet
werden, da aus Gründen des Artenschutzes eine mehrjährige Bepflanzung vorgesehen ist
oder technische Gründe dagegen sprechen.
Prinzipiell sind die betrachteten Flächen zur Produktion von Pflanzen sowohl zur thermo-
chemischen (z.B. Holz aus Kurz-Umtriebs-Plantagen) und bio-chemischen (beispielsweise
Mais, Getreide), als auch zur physikalisch-chemischen Umwandlung (Raps, Zuckerrüben,
Weizen) geeignet. In welchem Maße die Fläche zu welcher energetischen Nutzung
verwendet wird, ist von vielfältigen Faktoren abhängig. Wesentlich sind die wirtschaftlichste
Flächennutzung, die Bodenqualität des Standortes, klimatische Bedingungen am Standort,
zu beachtende Fruchtfolgen sowie die verfügbare Technik. Auch wenn z.B. das
Biomassepotenzial zur thermo-chemischen Nutzung theoretisch den höchsten Energieertrag
ermöglichen würde, führt diese in der Praxis nicht zwangsläufig auch zum Anbau von
beispielsweise Kurz-Umtriebs-Plantagen, wenn aus finanzieller Sicht der Anbau von Raps
zur Produktion von Biodiesel lukrativer ist. Auch politische Rahmenbedingungen wie
Stilllegungsprämien oder andere agrarpolitischen Förderinstrumente beeinflussen die
Flächenkonkurrenz.
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Der Begriff der Stilllegungsfläche wird durch Umstrukturierung des Prämiensystems möglicherweise abgeschafft
werden. Im Weiteren wird für zukünftige Entwicklungen die Bezeichnung „zur Verfügung stehende Fläche“ verwendet.
Die Flächensituation der Vergangenheit wird mit der Bezeichnung Stilllegungsfläche charakterisiert. Die Unterscheidung
von Stilllegungsflächen und nicht stillgelegten Flächen ist zur Erklärung des Ist-Zustandes notwendig, auch wenn sie
zukünftig nicht mehr getroffen wird.
Wuppertal Institut IE Leipzig FHG-Umsicht GWI 5