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ENDBERICHT Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse
Die Abschätzung der zukünftigen Bioenergiepotenziale auf Basis der Energiepflanzen hängt
somit stark von den landwirtschaftlichen und globalen Rahmenbedingungen ab. Folgende
Annahmen werden getroffen:
Zurzeit werden ca. 400.000 ha Raps auf Stilllegungsflächen und 342.000 ha auf nicht
stillgelegten Ackerflächen angebaut, wobei aktuell ein starker Ausbau der
Rapsproduktion zu beobachten ist . Das landwirtschaftlich Ausbaupotenzial ist damit
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bereits zum großen Teil erschöpft, so dass für das zu ermittelnde Potenzial mittel- bis
langfristig mit einer tendenziell eher konstanten Rapsanbaufläche von insgesamt nicht
deutlich über 800.000 ha gerechnet wird.
Perspektivisch wird der Anbau von Getreide zur Bioethanolherstellung zunehmen. Da
in Deutschland einige Anlagen zur Bioethanolproduktion in der Planung bzw. im Bau
sind, ist davon auszugehen, dass von den zur Verfügung stehenden Flächen ca.
150.000 ha zur Produktion von Getreide für Ethanol genutzt werden.
Der Flächenbedarf zur sonstigen stofflichen Nutzung (Bioschmierstoffe,
Automobilindustrie, Dämmstoffe, Farben, Lacke, biologisch abbaubare Werkstoffe) wird
mit ca. 100.000 ha abgeschätzt.
Somit bleibt von den 1,2 Mio. ha Stilllegungsflächen nach Abzug der Flächen zum Anbau
von Raps zur Ölgewinnung, Getreide zur Bioethanolgewinnung und anderer stofflicher
Nutzung zur Zeit eine Fläche von 550.000 ha, die zum Anbau von Pflanzen zur thermo-
chemischen oder bio-chemischen Verwertung dienen können. Diese Fläche darf aber nur
einmal angerechnet werden. Die Nutzung der Flächen zur Produktion von
Feststoffbrennmaterial ist in Deutschland allerdings noch nicht etabliert und perspektivisch
auch nicht in erheblicher Größenordnung zu erwarten. Somit können die oben erwähnten
550.000 ha theoretisch zur Produktion von Biogas auf Basis von Nawaro, insbesondere
Mais, verwendet werden.
2.2.2 Einflussfaktoren der künftigen Flächennutzung
Durch zunehmende Ernteerträge und Importe von Lebensmitteln z.B. durch die EU-
Osterweiterung wird zukünftig in Deutschland weniger Ackerfläche zur
Lebensmittelproduktion benötigt. Somit nimmt die Fläche zum Anbau nachwachsender
Rohstoffe zu. Auch aufgrund der sinkenden Bevölkerung Deutschlands ist mit einer
geringeren Nahrungsmittelproduktion und somit einer größeren Flächenverfügbarkeit zur
energetischen Nutzung zu rechnen. Zudem werden einige Pflanzen zur Energieerzeugung
(hauptsächlich Raps) auch jetzt schon auf normalen Ackerflächen angebaut.
Weitere Einflussfaktoren der künftigen Flächennutzung und Energiepflanzenproduktion sind:
Flächenverbrauch außerhalb der Landwirtschaft. Zurzeit liegt der Flächenverbrauch
durch Verkehrs- und Siedlungsflächen bei ca.125 ha/d. Davon sind die Ackerflächen zu
70 % und die Grünflächen zu 30 % betroffen. Zwei Drittel der Ackerflächen müssen im
Verhältnis 2:1 kompensiert werden. Somit beträgt der netto Flächenverbrauch
ca.65 ha/d, wobei von einer konstanten Waldfläche in Deutschland ausgegangen wird.
Ökologischer Landbau. Die landwirtschaftlichen Flächen für einen ökologischen
Landbau nehmen zu. Während noch 1994 nur ca. 70 000 ha ökologisch bewirtschaftet
wurden, waren es im Jahr 2002 fast 500.000 ha. Insgesamt wird davon ausgegangen,
dass auf ökologisch bearbeiteten Flächen kein Anbau von Energiepflanzen zur
Biogaserzeugung stattfinden wird, da der Ernteertrag pro Hektar geringer ausfällt. Es
4 Die Potenzialermittlung basiert auf dem Stand von Ende 2004, aufgrund der dynamischen Entwicklung kann nach
Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für 2005 schon von einer Gesamtfläche für
Rapsanbau von gut 1 Mio.ha ausgegangen werden.
6 Wuppertal Institut IE Leipzig FHG-Umsicht GWI