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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse                    ENDBERICHT




            erlaubt  es,  die  Anforderungen  des  Regelwerks  in  den  meisten  Fällen  einzuhalten,  was
            allerdings Restriktionen aufgrund der individuellen Situation vor Ort nicht ausschließt.



            8.3  Gasnetzseitige Anforderungen

            Auch  wenn  die  technischen  Anforderungen  an  die  eingespeiste  Gasqualität  erfüllt  sind,
            besteht eine weitere Bedingung in der schlichten Notwendigkeit, dass das eingespeiste Gas
            auch  eine  Verwendung  finden  muss.  Gerade  in  Schwachlastzeiten  könnte  es  jedoch
            vorkommen,  dass  eine  Biogasanlage  mehr  Gas  zur  Verfügung  stellt,  als  die
            angeschlossenen  Verbraucher  abnehmen  können.  Hieraus  können  sich  tages-  und
            jahreszeitlich  schwankende  Obergrenzen  für  die  Einspeisemenge  ergeben,  die  in
            Ausnahmefällen auch zum Stopp der Einspeisung führen können.
            Das wesentlichste Hindernis ist die Abnehmerstruktur selbst, die saisonal und tageszeitlich
            für  schwankende  Gasbezüge  sorgt.  Da  die  Gasnetzbetreiber  das  Gas  nicht  beliebig
            speichern,  sondern  nur  durchleiten  können,  sind  das  Gasnetz  und  damit  auch  die
            verfügbaren  Kapazitäten  für  eine  Biogaseinspeisung  maßgeblich  vom  Gasbezug  der
            Endkunden abhängig.

            Ein erster Orientierungswert für die Aufnahmekapazität des Gasnetzes für eingespeistes
            Biogas  und  Synthesegas  richtet    sich  nach  der  minimalen  Last  im  Netz.  Netzseitige
            Einspeiserestriktionen   z.B.   hinsichtlich   einer   (über-)regionalen   Verteilung   oder
            gaswirtschaftliche  Randbedingung  aufgrund  der  langfristigen  Bezugsverträge  sind  hierbei
            nicht berücksichtigt.


            8.3.1  Bestimmung der absatzbezogenen Aufnahmekapazität für Austauschgas
            Für  die  Bestimmung  der  absatzbezogenen  Aufnahmekapazität  für  Austauschgas  ist  eine
            prototypische Beschreibung der Absatzcharakteristik im deutschen Gasnetz erforderlich. Die
            Vorgehensweise  bei  der  Ermittlung  der  absatzbezogenen  Aufnahmekapazität  beinhaltet
            folgende Analyseschritte:
              Mit Hilfe der Typisierung aller Ortversorgungsunternehmen (OVU) in Deutschland nach
                Größe bzw. Gasabgabe und ihrem Anteil an Gewerbe- bzw. Industriekunden erfolgt die
                Definition von sechs Clustern als prototypische "Beispiel-OVU".
              Die  Bestimmung  der  charakteristischen  minimalen  Lastverläufe  wie  der  Sommer-
                Minimallast und dem Nachttal für jeden OVU-Typ erlaubt die Ableitung der errechneten
                absatzbezogenen Aufnahmekapazität.
              Zusätzlich erfolgt die Rechnung für die Bestimmung der Aufnahmekapazität für Zusatz-
                gas.  Auch  durch  dieses  Vorgehen  ist  aber  nur  eine  beispielhafte  Abschätzung  der
                Durchschnittswerte  möglich.  Für jede Einspeise- und  Gasnetzsituation ist daher immer
                eine Einzelfallbetrachtung vorzunehmen.
            Als eine charakteristische Kenngröße zu Klassifizierung der Größe eines Gasversorgers und
            des zugehörigen Netzes wird die jährliche Gasabgabe an Verbraucher angenommen. Eine
            Aufteilung der deutschen Gasversorger basiert auf den Daten der BGW Gasstatistik 2002.
            Demnach liegt der Gasabsatz bei rund 35 % der OVU unter 200 GWh; diese stellen kleine
            Ortsversorgungsunternehmen  dar.  Bei  weiteren  49 %  liegt  ein  Gasabsatz  zwischen
            200 GWh  und  1100 GWh  vor.  In  17 %  der  Fälle  liegt  der  Gasabsatz  über  1,1 GWh.  In
            Kombination mit dem Verhältnis der durchschnittlichen Gasabgabe pro Tag zum maximalen
            Tagesabsatz ergibt sich eine Klassifizierung der OVU in sechs Typen. Entsprechend dieser
            Clusterbildung sind von Gasversorgungsunternehmen, die diesen Typen entsprechen, reale
            Lastgänge abgefragt worden, um die Struktur des Gasabsatzes zu bestimmen.





                Wuppertal Institut  IE Leipzig  FHG-Umsicht  GWI                                  45
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