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ENDBERICHT                          Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse




                      Abrechnungsgerechtigkeit  gewährleistet  ist.  Insbesondere  bei  Versorgungsgebieten  mit
                      mehreren  Ortsnetzeinspeisungen  muss  also  sichergestellt  sein,  dass  auch  im  Fall  der
                      Biogaseinspeisung alle Kunden die gleiche Gasqualität beziehen. Das kann sich u.U. auf
                      die Zulässigkeit und örtliche Lage von Biogas-Einspeisepunkten auswirken.
                    Für die Verwendung ist die Bestimmung der übergebenen Energiemenge erforderlich.
                      Für  eine  zeit-  und  wärmeäquivalente  Übergabe  muss  ferner  der  Abrechnungs-
                      brennwert bekannt sein.


                  Für  die  detaillierte  Auswahl,  Auslegung  und  Kostenbetrachtung  der  Biogaskonditionierung
                  und Aufbereitung müssen auf dieser Grundlage die zu erreichenden Einspeisegasqualitäten
                  festgelegt  werden.  Eine  vollständige  Betrachtung  aller  fünf  üblicherweise  in  Deutschland
                  verteilten  Erdgassorten  mit  den  Varianten  einer  entsprechenden  Einspeisung  als
                  Austauschgas  oder  Zusatzgas  war  im  Rahmen  dieser  Studie  nicht  möglich.  Es  wurde
                  deshalb versucht, mit vier Fallbeispielen (Aufbereitung von Biogas aus Vergärungsanlagen
                  zu Erdgas) ein möglichst großes Spektrum an möglichen Einspeisesituationen abzudecken.
                  Darunter fällt auch die Einspeisung von teilaufbereitetem Biogas als Zusatzgas, das begrenzt
                  einem  Grundgas  zugemischt  werden  kann.  Hinzu  kommen  fünf  Modellfälle  für  die
                  Einspeisung von aufbereitetem Synthesegas aus der Holzvergasung. Einen Überblick über
                  die insgesamt neun Modellfälle gibt der Anhang.

                  Die Ergebnisse der  Detailanalyse lassen sich zu den folgenden Kernaussagen hinsichtlich
                  der Gasbeschaffenheit des aufbereiteten Produktgases zusammenfassen:


                  Nutzung in L-Gasgebieten

                    Eine Nutzung von Biogas und Synthesegas als Austauschgas ist möglich, wenn CO 2 bis
                      auf wenige Prozente entfernt wird;
                    Ein Einsatz als Zusatzgas ist beschränkt möglich, abhängig von den Netzgegebenheiten;


                  Nutzung in H-Gasgebieten
                    In Versorgungsgebieten mit Gasbezug aus Russland völlig unbeschränkte Verwendung
                      als Austauschgas bei weitestgehender CO 2-Entfernung;
                    In  Versorgungsgebieten  mit  Nordseequalität  (z.B.  Ekofisk,  hoher  Brennwert  nahe
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                      12 kWh/m )  kann  auch  bei  nahezu  vollständiger  CO 2-Entfernung  der  Brennwert  des
                      verteilten  Gases  nicht  erreicht  werden.  Um  eine  Einspeisung  als  Austauschgas  zu
                      ermöglichen  kann  es  somit  erforderlich  sein,  Flüssiggas  (LPG)  zuzumischen,  um  den
                      Brennwert  des  einzuspeisenden  Gases  auf  das  der  örtlich  verteilten  Brenngasqualität
                      einzustellen (Karburierung). Die Flüssiggaszugabe erhöht die Biogasaufbereitungskosten
                      erheblich  (ca.  0,8  ct/kWh  Rohbiogas)  und  wirft  auch  einige  rechtliche  Fragen  auf
                      (Förderfähigkeit nach EEG). Technisch stellt die Brennwertanhebung kein Problem dar,
                      sie  wird  aber  in  der  Gasversorgungswirtschaft  nur  in  Einzelfällen  eingesetzt  und  die
                      DVGW-Richtlinie  G 260 sieht  nur eine zeitlich  beschränkte  Zugabe von  Flüssiggas zur
                      Vermeidung  von  Versorgungsengpässen  oder  zur  Spitzenlastabdeckung  vor.  In
                      Einzelfällen kann auf die LPG-Beimischung verzichtet werden, wenn vom Netzbetreiber
                      für  die  Biogaseinspeisung  durch  Netzsimulation  nachgewiesen  werden  kann,  dass  die
                      Anforderungen des Arbeitsblatts DVGW 685 bei allen Endkunden erfüllt sind (s.o.).
                  Zusammenfassend  kann  also  festgestellt  werden,  dass  auch  mit  Blick  auf  die
                  Gasbeschaffenheit  keine  wesentlichen  Restriktionen  für  die  Einspeisung  von  Biogas  und
                  Synthesegas  vorliegen.  Der  Stand  der  Technik  der  Biogasaufbereitung  und  -einspeisung





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