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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse ENDBERICHT
Die wichtigsten Aussagen sind hierbei:
Die Verstromung von Biogas aus Gülle erzielt aufgrund der großen THG-Gutschrift der
Biogaserzeugung die höchste THG-Minderung. Sie ist unter den getroffenen Annahmen
in allen Anwendungsfällen mit und ohne Einspeisung ökologisch sinnvoll und durch die
Anwendung des EEG auch ökonomisch vorteilhaft.
Die Verstromung von Nawaro-Biogas weist dagegen höhere Differenzkosten und
deutlich niedrigere THG-Minderungen als der Güllepfad auf. Bei Differenzkosten von 13-
15 ct/kWh el hängt der wirtschaftliche Anlagenbetrieb stark vom politischen Förderrahmen
ab und ist derzeit nur unter voller Ausschöpfung aller Förderelemente durch Aufbereitung
und Einspeisung darstellbar (EEG-Vergütung, Nawaro-, KWK- und Innovations-Boni). Im
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Fall der betrachteten Anlage der Größe 250m /h werden die höheren Erlöse durch die
höhere Wärmegutschrift durch die Mehrkosten für Aufbereitung und Einspeisung
vollständig kompensiert (gilt ebenfalls für die Gülleanlage).
Die höchste Klimaschutzeffizienz der Holznutzung bietet die zentrale Verstromung im
Heizkraftwerk (Holz-HKW 20MW el) mit Wärmenutzung. Aufgrund struktureller
Hemmnisse (begrenzte Fernwärmepotenziale etc.) ist diese Option jedoch im Potenzial
begrenzt. Angesichts dieser strukturellen Hemmnisse eröffnet die Holzvergasung neue
Optionen, das signifikante Holzpotenzial neuen Verwendungsrouten zur Verfügung zu
stellen , wie einer Erdgas-KWK mit breitem Leistungsspektrum oder dem Kraftstoffmarkt.
Die Synthesegaserzeugung bietet dabei gegenüber der reinen Verstromung im
Holzkraftwerk ohne Wärmeauskopplung (Holz-KW) ökologische und ökonomische
Vorteile, wenn eine gute Wärmenutzung erreicht wird.
Die Wärmeoptionen führen zu vergleichsweise geringen THG-Minderungen und
niedrigen Differenzkosten. Die Einspeisung von Biogas (Nawaro) und die Holzvergasung
und Einspeisung von Synthesegas zur Nutzung in der Gastherme leisten den kleinsten
spezifischen Klimaschutzbeitrag. Ein Grund hierfür ist, dass das Biogas im Fall der
Erdgas-Brennwerttherme ein vergleichsweise effizientes System substituiert und dadurch
der Minderungseffekt begrenzt ist. Auch die Synthesegasnutzung bietet im Wärmefall
gegenüber der direkten Holznutzung den geringsten ökologischen Nutzen, da der direkte
Holzeinsatz zu Heizzwecken eine vergleichbare THG-Minderung bei geringen
Mehrkosten liefert. Im Fall der Holzheizungen sind jedoch weitere ökologische Aspekte
(lokale Emissionen wie NO x, Staub usw.) sowie Markthemmnisse (Akzeptanz,
Verfügbarkeit von Lagerraum etc.) zu berücksichtigen, die das Gesamtpotenzial
einschränken.
Der Einsatz von Biogas als Kraftstoff bietet neue Möglichkeiten mit interessanten
Klimaschutzpotenzialen. Verglichen mit der Substitution der konventionellen
Stromerzeugung, die durch hohe Kohlestromanteile gekennzeichnet ist, liefert die
Endenergienutzung als Kraftstoff zwar tendenziell geringere THG-Minderungen, wie
oben in Abbildung 7-6 zu erkennen ist. Für eine künftige Biokraftstoffstrategie ist
allerdings besonders relevant, welche Energiepflanzen die höchsten Erträge liefern,
damit die verfügbaren Flächen möglichst optimal ausgenutzt werden. Hier kommt zum
tragen, dass im Fall der Kraftstoffroute im Vergleich zur BHKW-Verstromung geringere
Umwandlungsverluste auftreten. Im Ergebnis liefert Nawaro-Biogas als Kraftstoff somit
fast ebenso hohe spezifische THG-Minderungen pro ha Anbaufläche wie die BHKW-
Verstromung nach Einspeisung (Abbildung 7-7). Aufgrund der Kostenstrukturen im
Kraftstoffmarkt sind die Differenzkosten pro kWh allerdings deutlich niedriger als im Fall
der Stromerzeugung. Eine analoge Struktur liegt auch bei der Güllenutzung vor.
Wuppertal Institut IE Leipzig FHG-Umsicht GWI 39