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mir ein Ultraleicht-Flugzeug kaufen und einen Pilotenschein machen.
2001 Koala, der Bär
Mittlerweile brauchten die Kunden von Anneweb nicht mehr zu überweisen. Wenn Sie sofort
vermittelt werden wollten, konnten sie uns eine Einzugsermächtigung erteilen und wir zogen den
Mitgliedsbeitrag mit einem neutralen Betreff von ihrem Konto ein. Eine weitere Änderung hatten
wir in der Kommunikation eingeführt. Bisher war Doreen täglich fast rund um die Uhr erreichbar
gewesen. Dadurch, dass nun fast alle Anmeldungen übers Internet kamen, bezogen sich die
Telefonate in erster Linie auf Fragen zu Vermittlungen oder es waren Frauen, die sich von Doreen
beraten ließen. Wir legten die telefonische Erreichbarkeit von Doreen auf donnerstags von 10 bis 12
und von 18 bis 22 Uhr.
In Friedrichshafen fand wie jedes Jahr die Aero statt. Das ist eine Messe, bei der die Hersteller neue
Flugzeugtypen vorstellten. Werner und ich beschlossen, hinzufahren. Wir schauten uns in allen
Hallen um, aber besonders die Halle mit den Ultraleicht-Flugzeugen war für uns interessant. Wir
begutachteten jedes einzelne UL, dann bogen wir um die Ecke und da stand ein gebrauchter gelber
Flieger zum Verkauf. Er sollte 20 000 DM kosten, hatte aber am Flügel einen Schaden. Es war eine
zweisitzige amerikanische Fisher Super Koala mit nur ein paar Flugstunden.
Wir setzten uns hinein und beschlossen, das Flugzeug zu kaufen, allerdings nicht zu diesem Preis.
Nach zähen Verhandlungen haben wir uns auf 15 000 DM geeinigt und der Verkäufer versprach
uns, den Schaden innerhalb der nächsten zwei Wochen zu reparieren. Dann könnten wir den Flieger
in Kempten im Allgäu abholen.
Im Außenbereich der Messe gab es Rundflüge mit zweisitzigen Flugzeugen. Werner schlug vor, da
ich ja noch nie in so einem Flugzeug gesessen hatte, dass wir für jeden von uns einen Rundflug
buchen sollten. Ich war Feuer und Flamme. Werner flog zuerst. Zurück gekommen war er voller
Begeisterung. Er durfte selbst fliegen und war total euphorisiert. Jetzt stieg ich in das Flugzeug ein.
Es war eine Sunwheel, ein offener Doppeldecker, bei dem der Passagier vorne und der Pilot
dahinter sitzt. Mit dem Piloten konnte ich mich per Headset unterhalten.
Wir starteten und in den ersten zwei Minuten war ich überrascht, dass ich ohne Probleme
herausgucken konnte. Doch bei einer Höhe von 100 Fuß brach plötzlich totale Panik in mir aus. Ich
war vor Angst wie gelähmt und konnte nicht einmal mehr sprechen. Der Pilot hinter mir merkte
schnell, dass mit mir etwas nicht in Ordnung war und fragte mich, was denn los sei. Da ich nicht
antwortete, fragte er, ob mit schlecht sei, ich nickte. Sollen wir wieder landen? Erneutes Nicken.
Nach nicht einmal 10 Minuten waren wir wieder am Boden. Ich fiel fast aus dem Flugzeug raus,
warf mich ins Graß und krallte mich in den Boden. Gottseidank die Erde hatte mich wieder.
Dann kam die Heimfahrt. 700 km voller Selbstzweifel. Ich hatte gerade ein Flugzeug gekauft und es
nicht mal 10 Minuten in der Luft ausgehalten. Ich war zutiefst deprimiert und alle
Aufmunterungsversuche von Werner halfen nichts.
Ein paar Wochen später fuhren wir ins Allgäu und holten unseren Flieger ab. Werner flog und ich
fuhr das Auto nach Hause. Immer noch hatte ich panische Angst, wenn ich nur daran dachte, dass
ich wieder in die Luft gehen musste. Und dann kam mir der Zufall zu Hilfe.
Unser Flugzeug hatte eine Rakete an Bord. Die ist natürlich nicht zur Verteidigung gedacht, sondern
sie sorgt dafür, dass wir die sichersten Flugzeuge überhaupt haben. Die Rakete ist nach oben
gerichtet und zieht im Falle von Manövrierunfähigkeit einen Fallschirm hinter sich raus, an dem der
Flieger langsam zum Boden schwebt.