Page 81 - Michaels_Buch Februar_neu
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Ich hatte DIN A 4 Seiten in 4 Teile zerschnitten und sie auf einen Spriegel geheftet. Doreen bekam
            einen Block für Frauen und einen für Männer. Hier sollte sie die Angaben zu jedem neuen Kunden
            aufnehmen.


            Heinz hatte an diesem Tag sein 25-jähriges Bühnenjubiläum, das er in der Kammgarn in
            Kaiserslautern mit seiner aktuellen Band, aber auch mit Bands, mit denen er vorher gespielt hatte,
            feierte. Ich war gleich in zwei Bands eingeteilt. Einmal spielte ich mit Alf, Dieter und Heinz
            zusammen bei Penicillin, danach mit Cliff und Heinz bei Epitaph. Da Fritz und Harvey sich
            weigerten, auch nur ein Wort mit Cliff zu wechseln, geschweige denn mit ihm auf einer Bühne zu
            stehen, mussten bei den Songs, die wir spielten, Dieter und der Schlagzeuger von Heinz aktueller
            Band aushelfen.


            Wir probten am Tag zuvor den gesamten Nachmittag und ich fuhr nach der Probe zu meinem
            Bruder, der mittlerweile wieder zurück in die Pfalz gezogen war und mit Jutta, seiner Jugendliebe,
            zusammen in Lauterecken wohnte. Am nächsten Morgen bin ich sehr früh aufgestanden und hab
            immer wieder einen der Anrufbeantworter angerufen in der Hoffnung, dass ich das Besetztzeichen
            hören würde, das mir signalisierte, dass gerade jemand die Ansage abhörte. Aber ich kam jedes Mal
            durch. Ich war enttäuscht und dachte, dass ich wohl mit meiner Idee daneben gelegen hätte.


            Nachmittags fuhr ich nach Kaiserslautern und abends war das Konzert. Erst spielte Heinz mit seiner
            aktuellen Band und dann war Penicillin dran. Ich hatte in meinem Keyboard einen amtlichen
            Hammond Sound, der aber erst richtig zur Geltung kam, wenn man ein Hammond Leslie benutzte.
            Für die Tanzmusik brauchte ich den Hammond Sound nur wenig, deshalb hatte ich selbst kein
            Leslie. Zu meiner großen Freude stand aber auf der Bühne ein 981er Leslie und da wir einige
            Santana-Stücke spielten, hatte ich einen fantastischen Sound. Ich spielte meine Soli wie im Rausch.
            Nach dem Gig kamen Cliff und Birgit zu mir und sagten “Das war so geil, was Du gespielt hast, wir
            dachten wir seien in Woodstock“. Ich war ganz schön geschmeichelt, denn von Cliff hörte man
            selten ein Kompliment.


            Dann spielten wir mit Epitaph und es war wie früher. Das Publikum tobte und schrie nach Zugaben.
            Zum Schluss war dann Open Stage und jeder der Musiker konnte an Sessions teilnehmen. Ich hab
            darauf verzichtet, denn es waren viele alte Kumpels da, und ich musste mit jedem einen trinken.
            Heinz hatte Hotelzimmer für alle Musiker gebucht und einen Fahrservice, der sie dorthin brachte.
            Gegen 3 Uhr kam ich im Hotel an und schlief sofort ein. Am nächsten Morgen frühstückten noch
            alle Musiker zusammen, dann zerstreuten wir uns in alle Winde.


            Ich kam am späten Nachmittag in Peine an und wartete voller Spannung, was Doreen mir zu
            berichten hatte. Ich konnte es kaum glauben. Zwei Männer und eine Frau hatte sie aufgenommen.
            Vielleicht war die Idee ja doch nicht so schlecht.


            Wir erweiterten jetzt unsere Anzeigen auf die Wochenblätter, die in jedem Haushalt kostenlos
            verteilt wurden. Täglich riefen Frauen und Männer an, und wir hatten schon eine kleine Kartei
            zusammen. Ich kaufte Karteikästen, in denen wir die Angaben der Frauen und Männer archivierten.
            Jetzt kamen auch die ersten Rückmeldungen, die durchweg positiv waren.

            Da es absehbar war, dass wir mit der Agentur richtig durchstarten würden, das aber nicht nur für
            Doreen sondern auch für mich eine Menge Arbeit bedeuten würde, beschloss ich, die PolyGram zu
            verlassen und im Mai war dieses Kapitel abgeschlossen. Ich hatte jetzt viel Zeit, um mich ganz der
            Agentur zu widmen und bin mit Feuereifer ans Werk gegangen.


            Jetzt kamen mir Fähigkeiten zu Gute, die ich vorher nie so richtig registriert hatte. Ich bin kreativ
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