Page 78 - Michaels_Buch Februar_neu
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der aus der Schweiz kam mit seinem unnachahmlichen Akzent den Satz gesagt, der dann noch Jahre
            von meinen Kindern als Running Gag verwandt wurde: „Wo isn der Moops?“

            1996 Dienst nach Vorschrift

            Nach der Aktion von Anita hatte ich natürlich kein Interesse mehr, die Emil Berliner Band
            fortzuführen. Ich teilte das den anderen Musikern mit und ging auch zu Herrn Hiemann. Der
            bedauerte das sehr, konnte aber meinen Schritt verstehen. Ich war jetzt an einem Punkt
            angekommen, wo ich überhaupt keine Motivation mehr verspürte, mich auch nur im Geringsten zu
            engagieren. Da unsere Abteilung jedes Jahr ein größeres Minus einfuhr, und es ein offenes
            Geheimnis war, dass wir eine schlechte Stimmung in der Abteilung hatten, wurde die
            Geschäftsleitung auf uns aufmerksam.

            Herr Riemer merkte, dass ihm der Wind ins Gesicht blies und versuchte zu retten, was zu retten war.
            Er führte Mitarbeitergespräche ein. Jeder Mitarbeiter musste zu ihm ins Büro kommen und konnte
            über alles reden. Der Chef durfte davon nichts gegen ihn verwenden und auch nichts darüber zu
            anderen sagen. Mein Mitarbeitergespräch dauerte nicht mal eine Minute, denn ich sagte; „Ich hab
            nichts zu sagen“, und bin wieder raus gegangen. Es war ja klar, wer für die schlechte Stimmung
            zuständig war und gegen diese Fraktion konnte man nicht angehen.

            Ich beschloss, mich von allem zurück zu ziehen und nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen.
            Die einzigen, mit denen ich weiter super auskam waren El, Uwe und Simon. Wir hockten ständig
            zusammen und hatten viel Spaß.

            Dann wurde Surround Sound eingeführt. Einer von uns sollte sich in das Thema einarbeiten. Herr
            Riemer kam zu mir und wollte mich dafür gewinnen, aber ich sagt ab. Damit ich möglichst wenig
            auf die intriganten Mitarbeiter treffen musste, übernahm ich eine feste Spätschicht. Das kam den
            anderen natürlich entgegen, weil es dadurch zwei Tagschichten mehr im Monat gab.


            Ganz anders lief es in der Joe Banana Band. Da Ivo nach München versetzt wurde, hab ich Roland
            kennen gelernt. Er war Keyboarder und spielte fortan in meiner Zweiband. Roland war sehr kreativ
            und wir gründeten zusammen mit Andi ein Spaßtrio. Reni, eine Freundin von ihm, konnte gut Texte
            schreiben und so setzte ich mich mit ihr zusammen und wir texteten „Hermann Löns, es brennt die
            Heide“. Roland und ich komponierten die Musik und ich nahm ein Demo auf. Dann hatten wir eine
            Idee für einen weiteren Song. Es ging darum, über Liebe zu singen und zu rappen und zwar aus der
            Sicht von zwei Erwachsenen mit unterschiedlichen Ansichten und der eines Kindes. Reni und ich
            machten uns ans Werk und heraus kam „Alles Liebe oder was“. Auch das nahm ich als Demo auf.
            Die Songs hörte der Tontechniker des Cartoonisten Uli Stein und fand sie so gut, dass er sie in Ulis
            Studio neu aufnahm und abmischte. Leider fanden wir keine Plattenfirma, die sich dafür
            interessierte und gaben das Projekt auf.

            Simon, Regine und ich hatten einen Auftritt bei einer Feier im Bürgerhaus in Burgdorf. Einige
            Wochen vor dem Termin, klingelte mein Handy. Es war Oliver Kalkofe, der zu dem Fest als
            Stargast geladen war. Er hatte den Song „Hier kommt die Maus“ um getextet und fragte mich, ob
            wir ihn live begleiten könnten. Ich sagte ihm, das wäre kein Problem, er solle mir nur die Tonart
            und das Tempo mitteilen. Ich übte den Song mit der Band ein und am Tag des Auftritts probten wir
            es nur einmal mit Oliver und dann saß es. Es hat viel Spaß gemacht mit so einer Persönlichkeit
            zusammen zu arbeiten.

            Eines Tages wurden wir alle in unseren Konferenzraum gerufen und Herr Hiemann teilte uns mit,
            dass Herr Riemer entlassen worden sei. Er stellte uns auch gleich unseren neuen Chef vor. Er kam
            aus der Logistik und hieß Bulkopf. Er stellte sich als kompetenter Chef heraus, der aber im
            Gegensatz zu Herrn Riemer ein recht strenges Regiment führte. Ich witterte wieder Oberwasser und
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