Page 79 - Michaels_Buch Februar_neu
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hatte auch einige gute Ideen, wie man die Abteilung wieder profitabel machen konnte. Ich wollte
ihm aber nicht zu viel preis geben und hab nur kleine Veränderungen angesprochen. Er war davon
sehr angetan und ich dachte, jetzt würde sich alles zum Besseren wenden. Doch ich hatte nicht mit
Hera gerechnet. Sie saß in seinem Vorzimmer und hat die große Keule raus geholt. Leider hat Herr
Bulkopf ihre intrigante Art nicht erkannt und mich von heute auf morgen fallen gelassen.
Das war jetzt nicht weiter schlimm, denn ich machte wieder Dienst nach Vorschrift in der
Spätschicht und hatte viel Spaß mit den Kumpels.
1997 Alles für die Frau
Im Frühjahr lernte ich Doreen kennen. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt und wohnte mit
ihren zwei Kindern Basti und Simone in Peine in einer kleinen Zwei Zimmer Wohnung. Angelika
und ich hatten uns durch unsere unterschiedlichen Interessen immer mehr auseinander gelebt. Wir
hatten getrennte Schlafzimmer und da sie Tag und ich Spätschicht hatte, sahen wir uns die Woche
über gar nicht mehr. Doreen und ich wurden ein Paar und ich fuhr mehrmals die Woche zu ihr nach
Peine.
Doreen hatte früher als Angestellte in einer Versicherungsagentur gearbeitet, war nach der Geburt
ihrer Kinder aber zu Hause geblieben und da ihr Mann keinen Unterhalt zahlte, lebte sie von
Sozialhilfe. Damit kam sie natürlich hinten und vorne nicht zurecht und wir überlegten, wie wir das
ändern könnten. Ich fuhr zu Achim und fragte ihn um Rat.
Achim hatte gerade eine neue Firma gegründet und stellte Buttons und Schlüsselanhänger auf
Wochenmärkten her. Er photographierte in erster Linie Kinder und konnte mit zwei Maschinen die
Fotos direkt auf Buttons drucken oder sie in die Schlüsselanhänger einfügen. Das kam bei den
Leuten richtig gut an. Er gab mir eine Einweisung und wir konnten direkt damit starten. Doreen
stand nun auf verschiedenen Märkten und konnte sich etwas Geld dazu verdienen.
Das war nur etwas für den Übergang, auf Dauer musste sie eine andere Betätigung haben. Ich habe
hin und her überlegt, aber mir ist nichts eingefallen. Ich saß mal wieder in einem Café in der
Innenstadt von Hannover. Ich sitze gerne da und schaue Menschen zu. Es war richtig schönes
Wetter und ich saß draußen und hab mir vorgestellt, was sie wohl denken, welche Gefühle und
Wünsche sie haben mögen. Dann habe ich die Frau gesehen, die zwei Tische neben mir saß und
genauso aufmerksam die vorübergehenden Passanten musterte. Sie interessierte sich aber scheinbar
nur für Männer, die hochgewachsen waren, denn wenn solche vorbeikamen, blitzten ihre Augen. Sie
war verheiratet, was der Ring an ihrem Finger signalisierte, aber ich glaube, sie war nicht zufrieden
in ihrer Ehe.
Abends sprach ich mit Doreen darüber und sie meinte, dass es ihr ähnlich gegangen sei, als sie noch
mit ihrem Mann zusammen war. Auch andere Frauen, die sie kannte, waren in so einer Situation.
Und da kam mir eine Idee. Wir sollten eine Seitensprung Agentur für Frauen ins Leben rufen.
Zuerst war Doreen sehr skeptisch, aber als ich ihr nach ein paar Tagen ein Konzept vorlegte, war sie
einverstanden.
In meinem Konzept hatte ich den gesamten ersten Ablauf festgelegt. Ich habe tagelang über der
Argumentation gesessen und schließlich zwei Texte verfasst, die auf zwei Anrufbeantworter von
Doreen gesprochen werden sollten. Ich wollte einen für Frauen und einen für Männer haben. Am
Ende der Ansage sollte Doreen eine Handynummer nennen, unter der sie persönlich zu erreichen
wäre.
Als ich die Texte fertig hatte, kaufte ich ein Handy, das nur für die Agentur da sein sollte und
machte mich auf die Suche nach zwei Anrufbeantwortern. Das war gar nicht so einfach, denn meine