Page 84 - Michaels_Buch Februar_neu
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ganzjährigen drei inklusiv. Jede weitere Vermittlung kostete 10 DM. Es gab natürlich erst einmal
einen Schrei der Entrüstung, aber nach ein paar Wochen wurde die Neuerung akzeptiert.
Den Rutsch ins Millennium feierte ich mal wieder ohne Kinder, denn ich spielte mittlerweile zum
vierten Mal in Langenhagen in der CCL Gaststätte im Ballsaal. Ich stieß pünktlich um Mitternacht
mit Julius, Pia und Fritz an.
2000 Tödliche Blicke
Angelika hatte nun auch einen neuen Freund und zog zusammen mit Andi und Philip aus unserem
Haus in Krähenwinkel in eine Wohnung in Langenhagen. Mit ihr zog auch ihr neuer Freund dort
ein. Das war eine sehr schlimme Sache, denn ich war vorher nie von meinen Kindern getrennt und
litt sehr darunter. Doreen kündigte das Haus in Seelze und zog zu Christian, Hanna und mir nach
Langenhagen. Jeden Freitag holte ich Philip und Andi ab und brachte sie sonntags wieder zurück.
Eines Tages stand Andi vor der Tür und teilte mir mit, dass er nicht mehr zu Mama zurück gehen
würde. Er kam mit dem neuen Freund überhaupt nicht zurecht und sehnte sich nach den anderen
Kindern. Ich sagte ihm, dass er sich keine Gedanken machen müsse, da er alt genug sei, selbst zu
entscheiden, wo er leben wollte. Wir holten seine Sachen ab und er war glücklich.
Kurze Zeit später stand Philip vor der Tür. Auch er wollte nicht mehr zurück, denn ohne seine
Geschwister hielt er es nicht mehr aus. Das ging jetzt allerdings nicht so leicht, denn er war noch zu
jung, um so etwas selbst zu entscheiden. Ich versprach ihm, dass ich mich drum kümmern würde
und er nicht zurück müsse. Alle sechs Kinder waren glücklich. Endlich waren sie wieder vereint
und konnten auch die Woche über zusammen sein.
Jetzt focht ich einen Kampf mit dem Jugendamt aus, das sowohl Angelika als auch mich befragte.
Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch im Amt. Ich saß in einem Wartezimmer drei Frauen
gegenüber. Da dort der Mann in der Regel derjenige ist, dessen Kinder bei der Frau sind, und der
sich vor den Alimenten drücken wollte, war ich für diese Frauen ein Todfeind. Dass ich quasi in der
gleichen Position wie sie war, konnten sie natürlich nicht ahnen und wenn Blicke töten könnten,
wär ich heute nicht mehr hier. Auch Philip wurde nach seiner Meinung gefragt und das gab
letztendlich den Ausschlag. Er wurde mir zugesprochen.
Ich hatte mir im Keller ein Studio eingerichtet, um neue Songs in meinen Sequenzer einzuspielen.
Da wir bei der Joe Banana Band nur in kleinen Besetzungen spielten, musste einige Parts vom
Sequenzer übernommen werden. Im Fernsehens war das Format Big Brother sehr erfolgreich
angelaufen und zwei der Protagonisten hatten den Song „Großer Bruder“ aufgenommen. Der hat
Philip so gut gefallen, dass ich ihm vorschlug, den Song selbst zu singen. Ich wusste nicht, ob
Philip singen konnte, aber er hat das richtig gut gemacht und wir konnten die ganze Familie damit
überraschen.
Werner und ich beschlossen, einmal im Jahr eine Männertour zu machen. Die ging
Freitagnachmittag los und endete Sonntagabend. Unsere erste Tour machten wir im November.
Werner, der gerne Auto fuhr, saß am Steuer und ich legte fest, wo wir hinfuhren. Wir waren in
Richtung Westen unterwegs und hielten im Westerwald bei einer Pension an. Dort hatten wir viel
Spaß mit Bier und den Einheimischen. Am nächsten Tag fuhren wir durch eine neblige Gegend
Berge runter und wieder rauf. Werner erzählte mir zum ersten Mal etwas von Ultraleicht-
Flugzeugen. Er hatte bereits einen Luftfahrerschein für Segelflugzeugführer und einen für
Motorsegler und flog am Militärflugplatz Wunstorf, der einen Bereich für Hobbyflieger hatte.
Ich erzählte ihm, wie ich oft oberhalb unseres Grundstücks bei schönem Wetter abends im Grass
gelegen und die Phantoms beobachtet hatte. Sie flogen wie an der Schur gezogen hintereinander
her, um zur Landung zu kommen. Ein Wort gab das andere und die Idee war geboren: Ich wollte