Page 83 - Michaels_Buch Februar_neu
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suchte mir kleinere Wochenzeitungen, die nicht so von falschen Moralvorstellungen geprägt waren
und kam nach und nach in ganz Deutschland ins Geschäft.
1999 Die wundersame Vermehrung
Wir verdienten nun so gut, dass wir beschlossen, ein eigenes Haus zu mieten. Wir wurden in Seelze
fündig und Doreen, Simone und Basti zogen ein. Es war eine neue Siedlung und noch voll im Bau,
nur das Reihenendhaus war fertig. Es hatte einen kleinen Garten und drei Stockwerke. Im
Erdgeschoss waren Wohnzimmer und Küche, im ersten Stock die Zimmer von Simone und Basti
und oben hatten wir ein großes Büro mit zwei Arbeitsplätzen und daneben das Schlafzimmer.
Ich schaltete noch mehr Anzeigen und die beiden Anrufbeantworter waren permanent überlastet.
Deshalb bekam ich von der Telekom weitere Leitungen und betrieb nun 8 Anrufbeantworter. Die
waren so eingestellt, dass sobald einer besetzt war, der nächste ansprang.
Inzwischen pendelte ich ständig zwischen Langenhagen und Seelze hin und her. Angelika und ich
waren noch verheiratet aber uns einig, dass wir die Scheidung einvernehmlich einreichen wollten.
Eines Tages lud ich meine Kinder ein, und brachte sie nach Seelze, um sie Doreen, Simone und
Basti vorzustellen. Ich war ganz schön aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie sie das aufnehmen
würden, aber ich hatte Glück. Nach einer kurzen Beschnupperungsphase war das Eis gebrochen,
und die Kinder verstanden sich blendend.
Von nun an nahm ich sie öfter mit und es entstand eine tolle Freundschaft, die bis heute gehalten
hat. Ich erinnere mich noch gut an Videoaufnahmen, die wir gemacht haben. Sie hatten sich
Isomatten geschnappt, sie zusammen gerollt, sich damit im Garten gegenseitig auf den Kopf
geschlagen und darüber halb tot gelacht. Lustig waren auch die Filme, die sie selbst gedreht hatten
und in denen nur Unsinn gemacht wurde.
Christian ging zur Fahrschule und machte seinen Führerschein. Als er den theoretischen Unterricht
hinter sich hatte, fuhr ich mit ihm zur Prüfung zum TÜV nach Wülfel. Er verschwand im
Prüfungszimmer und ich wartete mit klopfendem Herzen bei einer Tasse Kaffee. Ein strahlender
Christian kam raus, geschafft!
Etwas später war die praktische Prüfung dran. Ich schaute zu, wie er am alten Flughafen zu seinem
Fahrlehrer und dem Prüfer ins Auto stieg und wegfuhr. Eine halbe Stunde später war er wieder da.
Ich konnte schon an seiner Haltung erkennen, dass es nicht geklappt hatte. Ich tröstete ihn, denn
auch ich war ja beim ersten Mal durchgefallen.
Die zweite Prüfung stand an. Ich drückte beide Daumen, dass es diesmal klappen sollte. Doch auch
das ging daneben. Jetzt wurde es eng, denn sollte er auch beim dritten Mal durchfallen, hätte das
unangenehme Folgen. Meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt und ich konnte kaum ruhig
im Auto sitzen. Die Wartezeit zog sich endlos hin. Endlich kamen Schüler und Lehrer zurück und
ein strahlender Christian verließ das Fahrzeug. Er hatte es geschafft.
Mittlerweile hatte ich eine Access Datenbank aufgebaut, in der wir unsere Kunden verwalteten.
Doreen benutzte zwar immer noch ihre Blöcke, aber abends wurde alles in die Datenbank
übertragen. Es kam immer wieder vor, dass wir mit dem Auto unterwegs waren und alle mussten
still sein, weil Doreen wieder mal eine Frau oder einen Mann aufnahm. Da unser Kundenstamm
immer größer wurde, mussten wir auch immer mehr Vermittlungen vornehmen. Das wurde eine
solche Mammutaufgabe, dass ich mich dazu entschloss eine Neuerung einzuführen.
Zuerst hob ich die halbjährige Mitgliedsgebühr auf 210 DM an und bot eine ganzjährige zum Preis
von 380 DM an. In der halbjährigen Mitgliedschaft waren nun zwei Vermittlungen in der