Page 75 - Michaels_Buch Februar_neu
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einigen Tagen hatte Julius den Mut gefunden und es Lydia gesagt. Er hat ihr auch gleich eine
            Wohnung in unserer Nachbarschaft besorgt und in der ersten Zeit war ich Abend für Abend da und
            musste sie trösten.

            1994 Der Wunderheiler
            Uwe wohnte in Badenstedt und hatte bei sich um die Ecke in einer Kleingartensiedlung eine Laube
            gemietet. Einmal im Jahr trafen wir uns dort und machten zu zweit Party. Uwe grillte und das Bier
            floss in Strömen. Wenn wir dann etwas angeschickert waren, zogen wir über die Kollegen in der
            Firma, aber auch über unsere Frauen her. Wir klagten uns gegenseitig unser Leid und wünschten die
            Damen dorthin, wo der Pfeffer wächst. Für mich hatte das allerdings ein böses Nachspiel. Damit
            wir ungestört waren, haben wir unsere Handys auf lautlos gestellt. Meine Frau rief an und durch
            eine unglückliche Verkettung von Umständen nahm mein Handy das Telefonat an. Das war
            dummerweise gerade zu dem Zeitpunkt als wir uns unsere Gattinnen vornahmen. Als ich nach
            Hause kam, gab es ein Donnerwetter, das man wahrscheinlich bis Hannover gehört hat.


            Wir hatten immer mehr Gigs und mussten öfter Auftritte ablehnen, weil wir schon gebucht waren
            und deshalb beschloss ich eine zweite Joe Banana Band ins Leben zu rufen. Ich suchte mir erst
            einen Keyboarder und fand Ivo, einen Bulgaren, der sehr gut deutsch sprach. Jetzt holte ich mir aus
            der hannoverschen Rockszene gute Musiker, mit denen ich das Programm einübte. Im Laufe der
            Zeit haben viele Musiker aus Hannover mal in der Joe Banana Band gespielt. Manche werden es
            natürlich nicht zugeben, denn Tanzmusik ist in diesen Kreisen verpönt. Ich hatte allein acht
            Sängerinnen, auf die ich von Gig zu Gig zugreifen konnte. Ich kaufte eine zweite Anlage und wir
            konnten nun Doppelbuchungen machen.

            Dann bekam ich wieder einen Stich in den Rücken. Ich dachte, es wäre wieder ein Hexenschuss und
            legte mich für eine Woche ins Bett. Aber es wurde nicht besser. Ich ging zum Orthopäden, der mir
            eröffnete, ich hätte einen Bandscheibenvorfall und müsste dringend operiert werden. Mein Freund
            Achim hatte eine Versicherungsagentur und war auf Fachärzte spezialisiert. Er riet mir, weitere
            Orthopäden zu konsultieren. Ich ging dann zu insgesamt vier solcher Quacksalber und bekam jedes
            Mal eine andere Diagnose. Das hat mich doch sehr verunsichert und ich suchte nach einer
            Alternative. Mittlerweile war ich schon drei Wochen krankgeschrieben und Besserung war nicht in
            Sicht.

            Ein Musikerkollegen erzählte mir von einer alternativen Heilmethode. Sie nannte sich
            Akkupunktmassage nach Penzel und sollte bei Rückenproblemen Wunder bewirken. Zu der Zeit
            wurde sie von der Krankenkasse noch nicht akzeptiert und man musste alles selbst bezahlen, aber
            das war mir egal, ich wollte endlich wieder schmerzfrei sein.

            Ich vereinbarte einen Termin bei einem Herrn Kirstein in Hannover. Dort lag ich auf einer
            Massageliege mit dem Kopf nach unten und Herr Kirstein hat mit kleinen Metallplättchen sanft
            über verschiedene Rückenpartien gestreift. Für mich war das recht angenehm, aber ich glaubte nicht
            eine Sekunde, dass das meine Probleme lösen würde. Es hat sich auch nicht sofort eine Besserung
            eingestellt, aber der Therapeut meinte, das würde erst nach mehreren Sitzungen Wirkung zeigen.
            Ohne große Erwartungen ging ich zu drei weiteren Sitzungen und dann waren die Schmerzen weg.
            Ich war völlig gesund und konnte wieder zur Arbeit gehen.


            Unser Drummer Christoph bekam ein Angebot, eine interessante Stelle in Osnabrück anzutreten
            und verließ die Band. Ich rief Fritz an und fragte ihn, ob er mit mir Tanzmusik machen wollte. Er
            sagte sofort zu, meinte aber, dass er nicht immer könne, weil er noch bei Saxon, einer international
            erfolgreichen Metalband spielte. Da fiel mir CC Behrens ein, den ich damals bei Epitaph kennen
            gelernt hatte. Ich kontaktierte auch ihn und nun spielten wir mit CC und Fritz im Wechsel. Für Fritz
            muss das der absolute Kulturschock gewesen sein, denn es kam vor, dass er in Barcelona vor 50 000
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