Page 537 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstsemsumfanges und seiner Messung. 525
die absoluten Klarheitsgrade belaufen, bezw. wieviele Objecte noch
in der gleichen Klarheit wie bei ca. 5 isolirten Einzelobjecten zu diesen
hinzutreten können, wenn sämmtliche Objecte zusammen ein geläufiges,
unter sich associativ verbundenes Ganze ausmachen. Die bloße Ver-
mehrung des "Wiedergegebenen bei geläufigen Expositionsobjecten
kann natürlich selbst die Frage nicht sicher entscheiden, weil der
Experimentator schließhch nicht mit voller Gewissheit entscheiden
kann, ob die Festhaltung von mehr Elementen wirkHch einer Steigerung
der Klarheit im unmittelbaren Erleben zu verdanken ist, und nicht
bloß mehr indirect einer Ergänzung der Erinnerung und einer Wieder-
erkennung der unklaren Theüe, wie sie im nächsten Absätze (10b)
noch zur Sprache kommen wird. Nur die Reflexion auf die unmittel-
bar erlebten Klarheitsgrade und die Sicherheit der Wiedergabe kann
hier entscheiden, und diese scheint allerdings zu ergeben, dass die
indirecte Feststellung einer größeren Zahl von Elementen an der
Hand der im Ganzen festgehaltenen Formvorstellung u. dergl. niemals
die ganze Begünstigung bei Auffassung geläufiger Wortformen aus-
macht. Es ist vielmehr in der That eine unmittelbare Erinnerung
an eine relativ höhere Klarheit der Einzelbuchstaben innerhalb der
Wortformen unbestreitbar zuzugestehen, wie es auch schon Gatt eil
gefunden hat. Dies lässt sich also auch so ausdrücken, dass die
gesammte Fähigkeit, einen bestimmten Umfang von Inhalten mit einer
gewissen Vertheilung ihi-er Bewusstseinsgrade zu erleben, durch die
Concurrenz unter sich beziehungsloser Einzehnhalte theilweise gebunden
wii-d, ohne dass man mit Sicherheit anzugeben vermöchte, ob dafür
irgend welche andere begleitende Bewusstseinsinhalte vorhanden sind.
Dem gesammten überhaupt möglichen Yorstellungs-Um-
fang in bestimmter Klarheit käme man immer näher, je
mehr sämmtliche Vorstellungselemente zu einem einheit-
lichen Ganzen von geläufigen inneren Beziehungen und
Untergliederungen verbunden sind, wie es sich z. B. durch
einfache Wiederholung oder dauernde Darbietung eines
Objectes herausentwickeln kann. Eine solche Anlegung eines
mögHchst großen Theiles des gesammten Umfangs in einem experi-
mentell dargebotenen Complexe ist also wieder eine Sache für sich.
Im allgemeinen geht man aber natürHch für gewöhnlich nicht bloß
in ausgefahrenen VorsteUungsgeleisen weiter, sondern findet und