Page 546 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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534 Wilhelm Wirth.
das Quadrat unserer Constanten auffassen, wenn wir auf die Zahl der
letzten differenzirenden Elemente zurückgehen^ die ungefähr der Con-
stanten entspricht. Es muß dann nur berücksichtigt werden, dass bei
der lautlichen Wiedergabe des Gesehenen durch Lesen dennoch während
der Periode der ßeproduction im allgemeinen wieder nur die alten
Größenwerthe in Betracht kommen, insofern ja doch der Buchstaben-
laut eher ein einfach akustisches oder motorisches Element zu repräsen-
tiren im stände ist, wie es die Buchstabenfigur auf optischem Gebiet
nicht ist. Das wird also auch mit eine Erklärung für die geringere
Genauigkeit bilden, welche schliesslich der Reproduction des einzelnen
Buchstabenbildes zukommt, insofern dessen spätere Yergegenwärtigung
durch die Lautvorstellungen überhaupt nur im Ganzen unterstützt
wird. Von diesen Seiten zeigt sich also sogar bereits die systematische
Verwerthbarkeit der gefundenen Umfangsconstanten, geschweige, dass
irgend eine Unvereinbarkeit der Leseversuche mit derselben behauptet
werden könnte.
Bei diesem Versuch einer Angleichung der Leseresultate tritt
auch noch das andere Moment hervor, worin sie insgesammt mit den
oben empfohlenen Versuchen unter Verwerthung charakteristisch
dif f erenzirter Einzelobjecte übereinstimmen. Auch wenn geometrische
Figuren tachistoskopisch dargeboten werden, wird bei mangelnder Ge-
läufigkeit der Figuren eine allgemeine Concurrenz der Einzelelemente
vorhanden sein, in welche man die Figuren noch zerlegt denken kann.
Für die höchsten simultanen Bewusstseinsgrade aller Einzelelemente, wie
sie z. B. nothwendig würden, um für sämmtliche Punkte der Figur, z. B.
die Dicke der Linie etc., gutstehen zu können, würde also der Umfang
maximaler Klarheit für mehrere tachistoskopisch dargebotene Elemente
nicht ausreichen. Sind dagegen die Figuren einmal geläufig, so dass
eben nur eine bekannte Hauptform als Haupteinheit in der Klarheits-
vertheilung zur Geltung zu kommen braucht, so tritt die nämliche
Ausdehnung des überblickten und festgehaltenen Inhaltes ein. Offen-
bar sind aber die Elemente der einfachen geometrischen Figuren,
wie Kreise, Quadrate u. s. w., wie sie später auch im Bericht über
meine eigenen Versuche angeführt werden sollen (vergl. Fig. 5 der
Taf. ITE), keineswegs bloß durch Erfahrungsassociationen zu einer leicht
im Ganzen festzuhaltenden Form zusammengefügt, wie es auch bei
beliebig zusammengewürfelten Elementen in entsprechend geringer