Page 551 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewnsstseinsumfanges und seiner Messung.
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dass sie nicht nur
wie die VergleiclisbetUngungen einzurichten sind,
möglichst alle Klarheitsgrade zur Geltung kommen lassen, sondern
dieselben auch noch einigermaßen zu messen gestatten.
2) Die Einführung derVergleichsmethode durch Wundt's
Resultate nach dieser Methode. — Die Klarheitsver-
Auch
theilung in dieser speciellen Ausfüllung des B.-U.
in Richtung der indirecten Feststellung des Bewusstseinsumfanges
durch Vergleichung ist der Weg für das Experiment und seine
theoretische Yerwerthung zum ersten Male bekanntlich von Wundt
gezeigt worden, u. z. schon vor der Einführung der vorhin behandelten
tachistoskopischen Methode in denjenigen Versuchen, welche ausdrück-
lich als Bestimmungen des Bewusstseinsumfanges bezeichnet wurden.
Für die Einzelheiten verweise ich natürHch auf die Darlegungen von
Wundt 1) und Dietzel) und ziehe hier nur in Betracht, was sich auf
die allgemeine Methode einer indirecten Bestimmung in dem soeben
näher ausgeführten Sinne bezieht und zu einer ausgedehnteren An-
wendung in den mannigfaltigsten Variationen geeignet ist. In dem
speciellen Falle handelt es sich zunächst nicht etwa um die möglichst
weite »Ausfüllung< des Bewusstseins mit einem simultan gegebenen
Wahmehmungscomplex auf Grund eines in seinem ganzen Umfange
gleichzeitig einwirkenden Reizcomplexes von möglichst kurzer Dauer.
BekanntHch wird vielmehr die jedenfalls schHeßlich ebenso simultan
gegebene Gesammtvorstellung verwerthet, die sich aus der Wahr-
nehmung successiver Tactschläge eines Metronomes oder Schallhammers
bis zu einer gewissen Grenze ergeben kann. Dabei ist vorausgesetzt,
dass der Beobachter sich thätsächHch unter Ausschluss von Störungen
nur auf diese Tactreihe concentrirt und sie unter Festhaltung ein-
gefügter akustischer Signale, jedoch ohne Zählen zu einer einheitlichen
Vorstellung zusammenfasst. Es wird sich dann am Schlüsse einer
zweiten Reihe von gleicher oder verschiedener Ausdehnung ein un-
mittelbares Vergleichsurtheil fällen lassen, was eben nach dem vorhin
dargelegten allgemeinsten Princip einen Schluss auf die Zugehörig-
keit von Elementen zu einem momentanen Gesammtumfang ermöglicht.
1) Wundt, Gnindzüge der Phys. Psych., 4. Aufl., S. 286 ff., sowie Philos.
Stud. YI, S. 250 f. und Vn, S. 222.
2) Dietze, a. a. 0.