Page 552 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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540 Wilhelm Wirth.
Denkt man sich nun diese Zusammenfassung so weit ausgedehnt, als
es der zu messende Umfang zulässt, so werden in der schließlichen
Gesammtvorstellung nach Beendigung einer Reihe mehrere Elemente
von verschiedener Klarheit enthalten sein. Die Analyse dieser Ver-
theilung entscheidet aber nun zugleich über das allgemeinere Wesen
des gemessenen Umfanges. Ohne künstliche Beeinflussung der Auf-
merksamkeit, wie es den günstigsten Yersuchsbedingungen am meisten
entspricht, wird jene Yertheilung in einer Abnahme der Klarheit mit
der Entfernung von der Glegenwart bestehen. Außerdem wird
jedoch auch wiederum eine gewisse Hebung der Beachtung
nach dem Anfangspunkte zu vorhanden sein, welche für
die Bedeutung der Methode einigermaßen wichtig sein
dürfte.
Sie wird in solchen Versuchen noch durch qualitative Auszeich-
nung derselben vermehrt, und ergibt sich auch ohne absichtliche
Feststellung ganz von selbst, ähnlich wie die psychologische Contrast-
wirkung auch räumliche Grenzen ohne weiteres im Vergleich mit dem
umgrenzten Gebiet und der Umgebung für die Beachtung relativ
hervortreten lässt. Wenn sich hingegen der Beobachter ohne gleich-
zeitige Eesthaltung der Grenze allen neuen Tactschlägen gleichmäßig
hingibt, so wird die vordere Grenze, eben wegen der allgemeinen
Vorstellungsconcurrenz und wegen der speciellen Concurrenz von
Seiten der neuen Tacte, allmählich ihre ursprüngliche Pointirung
mehr und mehr verlieren, und damit verschwindet der continuir-
lich festzuhaltende Richtpunkt, durch welchen jeder einzelne Tact-
schlag seine besondere Charakterisirung erhält, die schließlich beim
letzten Schlag der Vergleichsreihe unmittelbar das Bewusstsein des
Abschlusses einer entsprechenden Reihe mit sich führt. Ohne aus-
drückliche Festhaltung des ersten Schlages bliebe ja auch das wich-
tigste Mittel ungebraucht, um thatsächlich einen möglichst großen
Umfang der Fähigkeit zu Bewusstseinsinhalten überhaupt in der Vor-
stellung einer zeitlichen Reihe von möglichster Ausdehnung anlegen
zu lassen. Denn die Gesammtvorstellung ist hierbei eine in sich gleich-
mäßig gegliederte, unmittelbar gegenwärtige Reihenvorstellung, die
zu einem so sicheren Bewusstsein ihrer Elemente, wie es bei diesen
Vergleichen vor allem zur Geltung kommt, einer besonderen Klarheit
ihrer Grenzen bedarf, u. z. als Vorstellung einer Succession vor allem