Page 553 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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der Klarheit der, Yorderen Grenze, deren Beachtung infolge der asso-
ciativen Unterstützung des Folgenden gerade die ganze Reihenvor-
stellung am sichersten gegenwärtig erhält. Somit werden also auch
alle die dazwischen liegenden Momente überhaupt nur dui-ch die
Klarheit der rückwärtigen Grenze zu einem Ganzen zusammengefasst.
Sie muss insbesondere auch allerlei andere, noch weiter zurückhegende
Erinnerungen ausschließen, welche bei hinreichender Aufdringhchkeit
trotz der Absicht, nicht über eine bestimmte Grenze zurückzugehen,
in die Reihenvorstellung und damit in das Vergleichsresultat herein
wirken würden, wenn man sich nicht während des Versuches fort-
dauernd besonders klar bliebe, um welche Grenze es sich handelt.
Diese innere Einstellung ist so natürlich und aus dem alltäglichen
Zeitbewusstsein eingeübt, dass man den Beobachter nach Bekanntgabe
seiner Aufgabe kaum mehr besonders darauf aufmerksam zu machen
braucht, wenn auch für diejenigen Fälle, wo die sonstigen Versuchs-
bedingungen zu einer Preisgabe dieses Haltepunktes verleiten könnten,
z. B. wegen besonders langer Dauer, ausdrücklich auf dieses bei
kürzeren Strecken von selbst befolgte Princip aufmerksam zu machen
ist. Allerdings ist ja diejenige Ausdehnung der Reihe, welche noch
eine sichere Unterscheidung von längeren oder kürzeren Vergleichs-
reüien zulässt, noch nicht so bedeutend, dass die zuerst erwähnten
unwillkürlichen Gründe für das Hervortreten der vorderen Grenze
einer wesentlichen Unterstützung durch die absichtliche und ange-
strengte Festhaltung nothwendig machten i), wenngleich die letztere
mit Annäherungen an die äußerste Grenze des gefundenen Umfanges
immer deuthcher hervortritt, während bei ihrem Fehlen kein sicheres
Vergleichsurtheil mehr erfolgt. Besonders wichtig ist diese ausdrück-
liche Festhaltung der in der Zeit zurückliegenden Elemente deshalb,
weil durch dieselbe nun auch die Ausbildung von Gesanuntvorstellungen
durch Anhören noch weit ausgedehnterer Gesammtvorstellungen ver-
sucht werden kann, auf die sogleich näher eingegangen werden soll.
1) Dass die besondere Festhaltung der vorderen Grenze aber auch bei dieser
Umfangsbestimmung \\-irklich betheiligt sei, könnte die für mich wahrscheinliche
dass bei Ueberschreitung des von Dietze gefundenen Umfanges
Folge zeigen,
selbst die stärkste Betonung des Anfanges kein ähnlich correctes Urtheil mehr
bewirken könnte, obgleich sie doch bei einer minunalen, sehr steigerungsfähigen
Klarheit der Grenze zur Geltung kommen müsste.