Page 556 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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544 Wilhelm Wirth.
vieler an sich unklarer Elemente zu einer sicheren und unmittelbaren
Gesammtwirkung in Betracht gezogen werden. Wenn man nämlich
die in Absatz 2 dieses Capitels hervorgehobenen Gresichtspunkte für
die Bildung einer simultanen E-eihenvorstellung, bezw. die Klarheits-
vertheilung innerhalb derselben in Betracht zieht, so wird man in dem
gefundenen Umfang von ca. 40 Tactschlägen keineswegs
die höchste Zahl von Tactschlägen sehen dürfen, die über-
haupt noch irgend eine unmittelbar vergleichbare G-e-
sammtvorstellung der ganzen Reihe im Bewusstsein von
der nämlichen Bildung etc. möglich macht. "Wenn nur jene
noch dazu besonders markirte Anfangsgrenze hinreichend klar bleibt,
(was nach dem oben Gesagten weniger in absolute Zeitgrenzen ein-
geschlossen, als gerade von der Absicht der Reihenbildung abhängig
gedacht werden muss] so wird sich ein nicht allzu niedrig anzu-
schlagender Complex von Tactschlägen zu einer Gesammtvorstellung
verwerthen lassen, innerhalb deren nun aber freilich auch die Einzel-
elemente nur eine entsprechend geringere Klarheit besitzen werden.
Es braucht aber jetzt nur eine entsprechende Anzahl
dieser unklaren Elemente zusammenzuwirken, und es wird
sich ein ebenso unmittelbares und ebenso sicheres Yer-
gleichsurtheil diesen großen Reihen gegenüber ergeben.
In dem gegenseitigen Contrast der Vergleichsreihen im Ganzen
Hegt aber gerade eine solche zusammenfassende Wirkung der dif£e-
rirenden Momente, wie ja überhaupt die Heraushebung von Merk-
malen durch eine Verschiedenheit hinsichtlich dieses Merkmales bei
sonstiger Uebereinstimmung so wesentlich unterstützt wird. Somit
wird also eine hinreichende Differenz bei noch so langen Tactreihen,
vorausgesetzt, dass man überhaupt eine Reihenvorstellung zu bilden
versucht, ein ebenso unmittelbares und sicheres Verschiedenheitsurtheil
erzeugen wie früher innerhalb jenes Umfanges die Abweichung um
einen einzigen Tactschlag. ^) Auch hier ist aber dann dieses unmittelbare
1) Bei geringeren Differenzen ist freilich, ganz ebenso wie bei untermerklichen
Unterschieden intensiver Größen, Unentschiedenheit und Unklarheit vorhanden, ja
es braucht insbesondere ebenso wenig wie dort bei objectiver Gleichheit ein klares
und sicheres Gleichheitsbewusstsein vorhanden zu sein und wird bei zu geringen Diffe-
renzen zunächst geradezu von ünvergleichbarkeit gesprochen werden. Dies findet
sich bekanntlich z.B. auch, wenn wir zwei verschiedene Objecte, z. B. Farben