Page 560 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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548 Wilhelm Wirth.
mente kann vielmehr eben nur da abgeleitet werden, wo man wirklich
Klarheitsgrade der einzelnen Elemente feststellen kann, also bei Ele-
menten, die auch als solche im gewöhnlichen Sinne des Wortes in
einem Nebeneinander bewusst werden. So kann also höchstens um-
gekehrt von hier aus das entsprechende Verhältniss bei den intensiven
Gi-rößen aufgehellt werden, indem man die erhöhte Intensität wegen
ihres unter sonst gleichen Umständen gesteigerten Anspruches an den
Bewusstseinsumfang jenen Complexen vergleicht, eine Erkenntniss,
von der ausgehend Wundt zum ersten Male mit Nachdruck auf die
psychologische Bedeutung der Psychophysik hingewiesen hat. (Vergl.
vor allem auch unten Cap. 4.)
4) Begünstigung der Yergleichung durch die successive
Angleichung bei einer klar gegliederten Gesammtvor-
stellung. Bei einer Analyse der Bedingungen, unter denen ein
Vergleichsurtheil mit solcher Promptheit und Unmittelbarkeit erfolgt,
wie es speciell bei unseren Tactreihen innerhalb der gefundenen
Grenzen möglich ist, muss indessen auch ein Hauptvortheil der
gegliederten Gesammtvorstellung von geringer Ausdehnung noch be-
sonders hervorgehoben werden, dessen Dasein in den Beschreibungen
der Versuche zunächst einfach als thatsächliche Eigenthümlichkeit
des speciellen Vergleichserlebnisses erwähnt wurde: Es sind hier
nicht nur so wenig entscheidende Hauptelemente, dass jedes einzelne
hinreichende Klarheit besitzen kann, und zur wirksamen Betheiligung
am Vergleichsurtheil nicht erst eine Vereinigung mehrerer Elemente
nothwendig ist.
Vielmehr bringt diese besondere Beachtung hier eben deshalb,
weil sie jedem einzelnen Hauptgliede der Eintheilung zukommt, noch
einen besonderen Vortheil. Aus der ganz entsprechenden Gliederung
des zweiten Vergleichsobjectes ergibt sich ja die Möglichkeit, die
im Ganzen fortdauernd simultan festgehaltene Gesammtvorstellung
in sicher abgegrenzten Abschnitten nach einander restlos
an die Vergleichsvorstellung anzugleichen. Dies ist eben das
schon immer hervorgehobene Erlebniss der successiven übereinstim-
menden Abwicklung des Ganzen beim Anhören der Vergleichsreihe,
welches beim letzten Tacte mit voller Sicherheit und Bereitschaft zum
Urtheil ungleich oder gleich befähigt, weil sich ein Ueberschuss oder