Page 679 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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Schwellenbestimmungen für die Klarheitsmessung verwendet werden
zu können.
Zu alledem wird aber nun diese Variation der Spaltzeit dann auch
für die Ableitung der Schwellenwerthe bei wissentlicher Variation
und Aufmerksamkeitsconcentration dienen müssen. Denn eine ent-
sprechende Greschwindigkeit der Rotation wird auch bei einer aus-
drücklich auf die variirte Stelle gerichteten Aufmerksamkeit keine
Veränderung mehr erkennen lassen. Hier zeigt sich besonders deut-
lich die Kleinheit der Werthe, welche bei dieser Variante der Ver-
gleichsmethode, mit ihrer engen zeithchen Beziehung der entscheiden-
den Momente, zu einander in Verhältniss gesetzt werden müssen,
beinahe als ob ein Differentialquotient durch Abmessung an den
einzelnen Curvenstellen gewonnen werden sollte.
Soweit hier allein von optischen Variationen die Eede ist, taucht
auch zugleich wieder die interessante Beziehung zu den allgemeinen
»Verschmelzungsbedingungen« bei schneller Aufeinanderfolge ver-
schiedener, momentan einander ablösender Beize auf i), wie sie in der
Theorie des Talbot 'sehen Gesetzes eine wichtige Rolle spielen.
Dabei ist für die Ableitung der »Normalveränderungsschwelle« unter
ausdrücklicher Beachtung der varürten Stelle natürlich je nach der
Qualität der einander ersetzenden Reize schon nach jenen für die
günstigste Verschmelzung am Farbenkreisel angegebenen Bedingungen
ein verschiedener maximaler Zeitwerth zu erwarten. Wie aber nun
die Abhängigkeit der einfachen IJnterschiedsschwelle von der Em-
pfindungsintensität eine psychologische Erklärung, insbesondere durch
Hinweis auf die »Enge« der Apperception nahe legte und damit eine
gewisse Coordination der Absorption der Aufmerksamkeit durch
Intensitäten mit der leichter als solche erkennbai*en Wirkung der
extensiven »Concurrenz« gestattete, ebenso oder ähnhch wird die
Leichtigkeit der »Verschmelzung« als der Unmerklichkeit
des Flimmerns unter verschiedenen Bedingungen, wie mittlere
Intensität der »gemischten« Elemente, auf die wichtigen centralen
und psychologischen Gesichtspunkte zur Erklärung des Ge-
schwindigkeitsminimums hinweisen, welches in diesem Sinne eine
MerkHchkeitsschwelle für momentane, u. z. wie hier hin- und her-
1) Vgl. auch Stern, a. a. O. S. 178 ff.