Page 36 - Was will Gott_Neat
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das Evangelium hört. Nach Gottes Wort hat niemand
gefragt und es hat auch niemand gelehrt. Jetzt, wo wir
Gottes Wort haben, beenden wir den Missbrauch aber
nicht, sondern lassen uns immer predigen und ermah-
nen, hören es aber ohne Ernst und Sorge. Darum wis-
se, dass es nicht allein ums Hören geht, sondern es soll
auch gelernt und behalten werden und denke nicht,
dass es in deinem Ermessen steht oder nicht viel daran
liegt, sondern dass es Gottes Gebot ist, der es fördern
wird, wie du sein Wort hörst, lernst und ehrst.
Ebenso sind jene ekligen Geister zu bestrafen, die,
wenn sie eine oder zwei Predigten gehört haben, dessen
bereits satt und überdrüssig sind und nun glauben, es
selbst zu können und keinen Meister mehr brauchen.
Denn das ist eben die Sünde, die man bisher unter die
Todsünden gezählt hat, die Trägheit oder der Über-
druss, eine feindselige, schädliche Plage, womit der
Teufel viele Herzen verzaubert und betrügt, dass er uns
überrumpelt und das Wort Gottes wieder heimlich ent-
ziehen kann.
Denn das lasse dir gesagt sein: Selbst wenn du al-
les aufs Beste könntest und in allen Dingen Meister
wärst, so bist du dennoch täglich im Reich des Teufels,
der weder am Tag noch in der Nacht ruht, der sich an-
schleicht und in deinem Herzen Unglauben und böse
Gedanken gegen die Gebote entzündet. Darum musst
du immer Gottes Wort im Herzen, im Mund und in
den Ohren haben. Wo aber das Herz faul bleibt und das
Wort nicht in dir klingt, da bricht er ein und hat schon
Schaden verursacht, ehe man es gewahr wird. Wiede-
rum hat es die Kraft, wo man es mit Ernst betrachtet,
hört und behandelt, dass es immer Früchte trägt, immer
neuen Verstand, Lust und Andacht erweckt, ein reines
Herz und reine Gedanken macht; denn es sind nicht
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