Page 32 - Was will Gott_Neat
P. 32

geboten, diesen vor allen anderen heilig zu halten. Und
           dieser äußerlichen Feier nach ist dieses Gebot allein den
           Juden aufgestellt, dass sie keine große Arbeit ausrichten
           und ruhen sollten, damit sich beide, Mensch und Vieh,
           erholen und nicht von ständiger Arbeit geschwächt
           würden. Obwohl sie es später allzu eng auslegten und
           Missbrauch mit ihm trieben; sie lästerten Christus we-
           gen solcher Taten, die sie bei ihm nicht duldeten, aber
           doch selber am Sabbat verrichteten, wie man im Evan-
           gelium liest, gerade so, als ob das Gebot damit erfüllt
           wird, wenn man keine körperliche Arbeit tut. Dies aber
           war nicht der eigentliche Sinn des Gebotes, sondern
           richtig betrachtet der, dass sie den Feiertag oder Ruhe-
           tag heiligen sollten, wie wir noch hören werden.
               Darum geht nun dies Gebot nach dem groben
           Verstand uns Christen nichts an, denn es ist ein ganz
           äußerliches Ding, wie auch andere Satzungen des Al-
           ten Testaments an besondere Weise, Person, Zeit und
           Stätte gebunden sind, welche nun durch Christus alle
           frei geworden sind. Um aber in einfachen Worten zu
           beschreiben, was das christliche Verständnis ist, also
           das, was Gott in diesem Gebot von uns fordert, so wis-
           se, dass wir nicht um der verständigen und gelehrten
           Christen willen Feiertage halten – denn sie brauchen
           keine – sondern erstens um der körperlichen Ruhe
           willen, welche die Natur des Menschen für das einfa-
           che Volk fordert, für die körperlich arbeitende Bevöl-
           kerung, die die ganze Woche ihrer Arbeit und ihrem
           Gewerbe nachgegangen ist; sie brauchen einen Tag, um
           sich auszuruhen und neue Kraft zu sammeln. Zweitens
           halten wir Feiertage vor allem deswegen, damit man
           an solch einem Ruhetag (weil man sonst nicht dazu kommt)
           Gelegenheit und Zeit hat, am Gottesdienst teilzuneh-
           men, also zusammenzukommen, Gottes Wort zu hören


           32
   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36   37