Page 35 - Was will Gott_Neat
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in Erfüllung und ist voller Kraft. Auf der anderen Seite
            ist alles, was nicht im Worte Gottes gegründet ist, vor
            Gott  unheilig, es  kann scheinen und  glänzen, wie  es
            will, auch wenn man es mit lauter Heiligkeit behängt.
            Dies gilt z. B. von den erdachten geistlichen Ständen,
            die Gottes Wort nicht kennen und in ihrem eigenen
            Tun Heiligkeit suchen.
                Darum merke, dass die Kraft und Macht dieses
            Gebotes nicht im Feiern besteht, sondern im Heiligen,
            also, dass dieser Tag eine besondere heilige Übung hat.
            Denn andere Arbeiten und Geschäfte heißen eigentlich
            nicht heilige Übungen, es sei denn, dass der Mensch zu-
            vor heilig ist. Hier aber soll etwas geschehen, durch das
            der Mensch selber heilig wird. Das aber geschieht, wie
            wir gehört haben, allein durch Gottes Wort. Darum hat
            man auch bestimmte Orte, Zeiten, Personen und den
            ganzen äußeren Gottesdienst geordnet, damit dieses
            Heiligen auch öffentlich zu einem Brauch wird.
                Weil nun Gottes Wort so wichtig ist, dass ohne
            das Wort kein Feiertag geheiligt wird, sollen wir wis-
            sen, dass Gott dies Gebot streng gehalten haben will
            und alle straft, die sein Wort verachten, nicht hören
            und nicht lernen wollen, besonders in der Zeit oder an
            dem Tag, welcher dazu vorgesehen ist. Darum sündigen
            gegen dieses Gebot nicht nur die, die den Feiertag grob
            missbrauchen und verunheiligen, die wegen ihres Gei-
            zes oder aus Leichtfertigkeit Gottes Wort nicht hören,
            in den Betten liegen bleiben oder sich anders die Zeit
            vertreiben, toll und voll sind wie die Säue; sondern auch
            jene, die das Hören von Gottes Wort als nicht nützlich
            empfinden und nur aus Gewohnheit zur Predigt gehen
            und wenn das Jahr um ist, können sie nur so viel wie
            vorher. Denn bisher hat man gemeint, es sei wohl gefei-
            ert, wenn man sonntags einen Gottesdienst feiert oder


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