Page 9 - Die KiTa als Ort der Geborgenheit und der Entdeckung
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5.4.2 Lernen vom Kind aus – selbstbestimmtes Lernen im Freispiel
(oder die kreative Zeit des Kindes)
„Wenn ihr Kind aus dem Kindergarten kommt und erzählt, heute haben wir nur gespielt, dann hat es
wahrscheinlich sehr viel gelernt“
Zoltan Kodaly, ungarischer Komponist
Wie der Name schon sagt, ist das Freispiel „frei“ von Vor-gaben. Das Kind entscheidet, womit, mit wem, wo
und wie lange es spielen möchte. Ein wichtiger Prozess für das Kind, da es sich selbst zu organisieren lernt!
Niemand sagt ihm, wann es was zu tun hat.
Es kann essen und trinken, wenn es Hunger und Durst hat, Bilderbücher anschauen, werken, kneten wenn es
Lust dazu hat oder, spielen wo und wie lang es möchte. Es kann sich nach seinen Bedürfnissen orientieren.
Deshalb nennen wir das Freispiel auch gern „die kreative Zeit des Kindes“. Im Freispiel entwickelt es seine
soziale, emotionale und lernmethodische Kompetenz. Wir stehen dem Kind zur Seite, wenn es Zuspruch
braucht, wenn es mit Konflikten nicht zurechtkommt, geben jede Art von Hilfe und Unterstützung. Wir spornen
es an und bestätigen es in seinem Lernen.
Gerade die jüngeren Kinder brauchen in der Eingewöhnungszeit noch viel Halt und Orientierungshilfen von
uns Erwachsenen. Maria Montessori beschreibt dies folgendermaßen: „Das Kind freilassen – ohne es allein
zu lassen“
Neben dem freien Spiel haben die Kinder gruppenübergreifend die Möglichkeit an einem Angebot, z.B. einem
kreativen Angebot, einem Experiment, Kochen oder Backen, Turnen, … teilzunehmen. Im Morgenkreis der
Stammgruppen werden solche Angebote vorgestellt und die Kinder können sich freiwillig dafür oder dagegen
entscheiden.
Es ist auch die Zeit, um Gespräche zu führen, etwas von sich zu erzählen, oder dem anderen zuzuhören, zu
kuscheln oder einfach zuzuschauen; ja sogar sich auch einmal zu langweilen. Es bedeutet im Wortsinn „eine
lange Weile zu haben“ - was dem Kind unter Umständen wirklich guttut. Es kann eine Auszeit sein, für Körper,
Geist und Seele, eine Zeit zum „Auftanken“, daraus entstehen oft die besten Ideen...
Die Erwartungen unserer Schul- und Arbeitswelt und die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft insgesamt
erfordern von Kindern vielfältige Kompetenzen wie Verantwortungsbereitschaft, ein hohes Maß an
Selbstständigkeit, Offenheit, Teamgeist und Flexibilität. Diese Anforderungen können Kinder im täglichen
Miteinander des Freispiels lernen und einüben. Um selbstbestimmt im Freispiel zu lernen, stellen wir den
Kindern ein motivierendes Raum- und Materialangebot und einen ausreichenden Zeitraum zur Verfügung.
Kinder machen so Erfahrungen, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und entwickeln
Ausdauer, Konzentration und Freude an der Auseinandersetzung mit Neuem.
Das pädagogische Personal versteht sich im Freispiel als Bildungs- und Entwicklungsbegleiter. Parallel zur
systematischen Beobachtung der Lernprozesse und der Spiel- und Entwicklungsbedürfnisse steht das
pädagogische Personal den Kindern als Ansprechpartner und Impulsgeber zur Verfügung. Die partizipativen
Möglichkeiten der Kinder stehen im Vordergrund.
Wir achten stets darauf, dass das Kind außer der Teilnahme an der Projektarbeit (demokratisch abgestimmt
und verbindlich für alle) und an den gebuchten Nachmittagsgruppen zu keinen Aktivitäten gezwungen wird,
die es nicht ausführen möchte. Wenn die Eltern einmal kein selbstgemachtes Produkt von Ihrem Kind
bekommen, sollten Sie nicht enttäuscht sein. Ihr Kind hatte an diesem Tag andere Bedürfnisse und Interessen.
Ein weiteres Beispiel ist der Mutter- und Vatertag (und auch Weihnachten), insbesondere im Kindergarten. Wir
lassen unsere Kinder selber entscheiden, ob und was sie ihren Eltern schenken möchten. Wir führen dazu
Gespräche mit den Kindern, bieten Materialien und Ideen an und unterstützen gegebenenfalls bei der
Umsetzung. So entstehen individuelle, sehr persönliche Geschenke. Denn: Schenken will gelernt sein und soll