Page 19 - Moderne Heimerziehung heute
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Sara Anna Wirbals Die Systemische InteraktionsTherapie „Die Off enlegung dieser Verhältnisse erzeugte Entrüstung und Proteste in verschiedensten gesellschaft lichen Gruppierungen, zumal die Enthül- lungen in die Phase des Beginns einer gesellschaft spolitischen Umorien- tierung fi elen, in der die Einforderung von gesellschaft licher Teilhabe und Chancengleichheit für alle Gesellschaft smitglieder, gerade auch für sozial benachteiligte Gruppen, einen zunehmenden Stellenwert einnahm. So ist es auch zu erklären, dass die Heimkampagne, obwohl die Aktionen im engeren Sinn nur wenige Monate andauerten, ausgesprochen folgenreich für die weitere Entwicklung des Praxisfeldes war“ (Bürger 2001, 636). Als unmittelbare Folge der Aktionen der Heimkampagne wurden von der Trägerschaft der Kinder- und Jugendheime Grundsatzpapiere zur Verände- rung der Kinder- und Jugendheime verfasst, auf deren Grundlage Anfang der 70er-Jahre eine tiefgreifende Reformbewegung in der Heimerziehung einsetzte (vgl. Bürger 2001, 636). Als wesentliche Errungenschaft en dieser Reformwelle sind die Diff erenzierung und Dezentralisierung der Einrich- tungen in der Jugendhilfe, die deutliche Reduzierung der Gruppengröße, die Verurteilung repressiver Erziehungsmaßnahmen sowie die Professionalisie- rung des Heimpersonals zu nennen (vgl. Almstedt; Munkwitz 1982, 21 ff ; Günder 2007, 23f.). Zahlreiche Zentraleinrichtungen wurden aufgelöst bzw. durch autonom arbeitende Wohngruppen und Jugendwohngemein schaft en ersetzt (vgl.: Bürger 2001, 637). „[...] seit Mitte der 70er-Jahre [entstanden] vermehrt Kleinstheime und Kinderhäuser, in denen engagierte Pädagoginnen – häufi g vor dem Hintergrund negativer Erfahrungen mit den eigenen Arbeits- und den Lebensbedingungen der Kinder in Großeinrichtungen – alternative Formen der Heimerziehung, z. T. in familienanalogen Settings, gestalteten“ (Bürger 2001, 637). 19 15.07.2011 10:25:12 Moderne_Heimerziehung.indb 19 15.07.2011 10:25:12 Moderne_Heimerziehung.indb 19