Page 52 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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“Diese neue Epoche des Imperialismus am Ende des 19. Jahrhunderts wurde geistig unterstützt vom Bismarckismus
                       und Sozialdarwinismus, denen die Woge der Glorifizierung von Erfolg und Macht gemeinsam war, die über ganz
                       Europa schwappte.  ...  Rassentheorien waren en vogue und standen in Zusammenhang mit dieser Denkhaltung, die
                       im Widerspruch zu allen traditionellen moralischen Werten (d.h. Christentum) stand und sich durchgängig auf
                       “Wissenschaft und Natur“ berief, einem Glauben, dem so gut wie nichts widerstehen konnte.“        63

                       Eine ganze Reihe von Forschern und Autoren stimmt darin überein, dass die Wurzeln des Neo-Imperialismus
                  im Sozialdarwinismus lagen. Gertrude Himmelfarb zum Beispiel, Professorin für Geschichte, schreibt in ihrem Buch
                  Darwin and the Darwinian Revolution über den Zusammenhang von darwinistischem Rassismus und Imperialismus:

                       In der Regel wird unter Sozialdarwinismus Folgendes verstanden: eine Philosophie, die Wettbewerb, Macht und
                       Gewalt über Tradition, Ethik und Religion stellt. In diesem Sinn ist der Begriff zum Handkoffer für Nationalismus,
                       Imperialismus, Militarismus, Diktatur, Heldenkult, Superman und Herrenrasse geworden.          64

                       Der deutsche Historiker Hans-Ulrich Wehler beschreibt diesen Aspekt des Sozialdarwinismus wie folgt:
                       “Der Sozialdarwinismus ermöglichte es, den Freiheitsbestrebungen der Arbeiter und der Kolonialvölker eine Absage
                       zu erteilen als vergeblichen Protesten von minderwertigen Subjekten im Daseinskampf. Unter dem Mantel angeblich
                       unwiderlegbarer Wissenschaftlichkeit erreichte der Sozialdarwinismus durch seine vielseitige Anwendbarkeit und

                       in enger Verknüpfung mit den herrschenden Interessen seine Macht. Er wurde zur idealen Ideologie der
                       Rechtfertigung des Imperialismus und wurde von zahlreichen Propagandisten in den Industriestaaten verbreitet.“         65
                       Der enge Zusammenhang von Sozialdarwinismus und Imperialismus tritt unverhüllt vor Augen in dem 1912

                  erschienen Buch des pensionierten deutschen Generals Friedrich von Bernhardi Britain as Germany's Vassal:
                       “Im Interesse der Weltzivilisation ist es unsere Pflicht, das deutsche Kolonialreich zu vergrößern. Nur dadurch kön-
                       nen wir politisch oder zumindest national alle über die Welt verstreuten Deutschen vereinen. Denn nur so werden sie
                       erkennen, von welch zentraler Bedeutung die deutsche Kultur für den menschlichen Fortschritt ist. Wir müssen uns

                       bemühen, neue Territorien in aller Welt zu erwerben mit all unseren verfügbaren Kräften, weil wir Deutschland all
                       die Millionen von Deutschen erhalten müssen, die erst noch geboren werden, und ihnen Brot und Arbeit geben. Sie
                       sollen unter deutschem Himmel leben und ein deutsches Leben führen können.“         66









                       Ein Bild von Adam Willaerts mit einem britischen
                      Schiff, welches nach Ost-Indien segelt.














































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