Page 232 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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13. Es hat ja, o Adeimantos, Derjenige, welcher in Wahrheit seinen
Sinn auf das Seiende richtet, keine Zeit, nach Unten hinab in die
Geschäftigkeit der Leute zu blicken und im Kampfe mit ihnen sich mit
Mißgunst und Feindseligkeit zu erfüllen, sondern indem er auf irgend
feststehende und stets sich gleichmäßig verhaltende Gegenstände
hinsieht und sie betrachtet, welche gegenseitig weder Unrecht thun, noch
Unrecht leiden, sondern sämmtlich in Ordnung und vernunftgemäß sich
verhalten, so wird er diese nachahmen und so sehr als möglich sich ihnen
ähnlich machen; oder glaubst du, es könne vorkommen, daß Jemand
dasjenige nicht nachahme, mit welchem er in Bewunderung stets
verkehrt? – Nein, dieß ist unmöglich, sagte er. – Und wenn also der
Weisheitsliebende mit Göttlichem und Geordnetem verkehrt, so wird er
wohl auch selbst ein Göttlicher und Geordneter werden, so weit dieß
einem Menschen möglich ist; Verleumdung aber gibt es allerdings bei
Allem in hohem Grade. – Ja wohl, durchaus. – Wenn also, sprach ich, für
ihn sich eine Nothwendigkeit ergibt, daß er sich bemüht, was er dort
gesehen, in die Sitten der Menschen sowohl im Einzelnen. als auch im
Staate einzutragen und nicht bloß sich selbst auszubilden, glaubst du da,
es werde derselbe ein schlechter Werkmeister der Besonnenheit und der
Gerechtigkeit und der gesammten staatsbürgerlichen Vortrefflichkeit
werden? – Nein, gewiß nicht, sagte er. – Wenn aber nun die Menge es
bemerkt, daß wir die Wahrheit über ihn sagen, wird sie dann wohl den
Weisheitsliebenden zürnen und unserer Behauptung mißtrauen, daß
niemals in anderer Weise ein Staat glücklich sein könne, als wenn der
Umriß desselben von jenen Malern entworfen wird, welche hiebei des
göttlichen Musterbildes sich bedienen? – Nein, sie wird nicht zürnen,
sagte er, wenn sie nemlich jenes bemerkt; aber welche Art und Weise
dieses Umrisses meinst du denn hiemit? – Sie werden, sprach ich, den
Staat und die Sitten der Menschen wie eine Tafel nehmen und vor Allem
wohl dieselbe reinigenVgl. B. II Cap. 13 und im III. B. den Schluß des
10. u. d. Anf. des 11. Cap., was zwar nicht sehr leicht ist; aber du weißst
nun wohl schon, daß sie eben darin von vorneherein von allen Übrigen
sich unterscheiden dürften, daß sie nicht eher an einen einzelnen
Menschen oder an einen Staat sich machen, oder Gesetze aufstellen
wollen, als bis sie den Staat entweder als einen reinen überkommen, oder
selbst dazu gemacht haben. – Ja, und mit Recht, sagte er. – Nicht wahr
also, hernach, glaubst du, würden sie die Form der Staatsverfassung im
Umrisse entwerfen? – Warum auch nicht? – Und sodann, glaube ich,
würden sie bei dieser Arbeit wohl häufig nach beiden Seiten
vergleichend hin und her blicken, nemlich sowohl auf das von Natur aus
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