Page 270 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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bereits ein Wissen von demjenigen haben, was wir als nothwendig zu
wissen bezeichnen? – Nein, sagte er, auch dieß hinwiederum nicht. –
Nicht wahr also, o Glaukon, sprach ich, dieß erst ist jenes Gesetz,
welches durch die Uebung der Dialektik zu Ende geführt wird, welches
als ein Denkbares auch durch jene Fähigkeit des Gesichtssinnes
nachgeahmt werden konnte, von der wir sagten Cap. 2., daß sie sich
bemühe, bereits auf die Thiere selbst hinzublicken und auf die Sterne
selbst und zuletzt dann auf die Sonne selbst; ebenso wird auch Jemand,
wenn er in der Dialektik sich bemüht, und hiebei ohne alle
Sinneswahrnehmung vermittelst des Begriffes auf jenes hinstrebt, was
jedes Ding an und für sich ist, und nicht abläßt, bis er das Gute als ein an
und für [sich] Seiendes vermöge der Denkthätigkeit erfaßt hat, dann
gewiß bei dem Ziele des Denkbaren selbst angekommen sein, sowie
jener Andere an dem Ziele des Sichtbaren. – Ja, völlig so, sagte er. – Wie
aber nun? nennst du diese Wanderung nicht Dialektik? – Warum nicht? –
13. Eben aber jenes Losbinden von den Fesseln, sagte ich, und jenes
Hinüberwenden von den Schatten hinweg zu den Bildern und zum Lichte
hin, und jener Hinausweg von der unterirdischen Höhle zur Sonne, und
dort auf die Thiere und die Pflanzen und auf das Licht der Sonne
allerdings mit einer Unfähigkeit hinzublicken, hingegen auf jene
Abbilder im Wasser wirklich hinzublicken, dortselbst aber eben auf
göttliche Abbilder und auf Schatten des wirklich Seienden, wobei eben
nicht Schatten wieder von bloßen Bildern es sind, welche in ihrer
Abschattung durch eine im Vergleiche mit der wirklichen Sonne
gleichfalls so unbedeutende Sonne Gegenstand unserer Beurtheilung
wären, – all diese Thätigkeit also in den von uns durchgegangenen
Künsten enthält diese Bedeutung in sich und einen aufwärts gehenden
Zug, durch welchen der beste Theil unserer Seele zur Anschauung des
besten unter dem Seienden geführt wird, sowie damals dort der hellste
Theil unseres Körpers zur Anschauung des Glänzendsten in dem
Körperhaften und im Gebiete des Sichtbaren. – Ich will es in dieser
Weise annehmen, sagte er; zwar scheint es mir allerdings schwer zu sein,
es anzunehmen, in anderer Weise aber hinwiederum auch schwer, es
nicht anzunehmen; dennoch aber wollen wir, – denn Solches soll nicht
bloß bei dem jetzt uns obliegenden Gegenstande angehört werden,
sondern man muß hierauf auch bei anderweitiger Veranlassung oftmals
zurückkommen –, nun annehmen, daß es so sich verhalte, wie jetzt
gesagt wurde, und hiemit auf jenes Gesetz selbst näher eingehen und es
ebenso durchgehen, wie wir jene Vorhalle durchgegangen haben. Gib
also an, welches die Art und Weise der dialektischen Fähigkeit sei, und
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