Page 266 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Aufenthalt; nemlich die Forschung über die Dimension der Tiefe, welche
doch die nächstfolgende war, habe ich, weil sie vermöge der Führung der
Untersuchung etwas Lächerliches enthält, übergangen und nach der
Geometrie sogleich die Astronomie erwähnt, welche doch schon eine
Raumbewegung des jene Dimension besitzenden Körpers betrifft. – Du
hast Recht, sagte er. – Als vierten Unterrichtsgegenstand wollen wir also,
sprach ich, nun die Astronomie aufstellen, gerade als wäre der jetzt
übergangene schon wirklich vorhanden, falls nemlich ein Staat sich an
ihn mache. – Ja, so scheint es, sagte er; und ich will nun hiemit, worin
du, o Sokrates, mich betreffs der Astronomie tadeltest, daß ich sie in
niedriger Weise gelobt, sie jetzt in jener nemlichen Beziehung loben,
nach welcher du stets verfährst; es scheint mir nemlich, es sei Jedem
klar, daß sie es ja ist, welche die Seele nöthigt, nach Oben zu schauen,
und sie von dem Diesigen dorthin leitet. – Ja, vielleicht, sagte ich, ist
dieß Jedem klar, nur mir nicht; denn mir scheint es nicht so zu sein. –
Aber wie denn anders? sagte er. – So, wie sie jetzt diejenigen betreiben,
welche sie auf die Weisheitsliebe zurückführen, scheint sie mir gar sehr
zu bewirken, daß man nach Unten blicke. – Wie meinst du dieß? sagte er.
– Gar nicht übel scheinst du mir, erwiederte ich, an dem Unterrichte,
welcher das oben Seiende betrifft, in dir zu erfassen, was er sei; denn es
kömmt darauf hinaus, daß, wenn Jemand bei Betrachtung eines Decken-
Gemäldes mit aufwärts gebeugtem Kopfe Etwas kennen lernt, du
wirklich meinst, er betrachte es darum vermittelst der Denkthätigkeit,
nicht aber vermittelst der Augen; vielleicht aber ist deine Meinung die
richtige, und die meinige die einfältige. Ich nemlich kann hinwiederum
von keinem anderen Unterrichtsgegenstande glauben, daß er den Blick
der Seele nach Oben richte, als von jenem, welcher das Seiende und das
Unsichtbare betrifft, mag ihn Jemand mit einem nach Oben
aufgesperrten Munde, oder nach Unten gebeugt mit verschlossenen
Augen lernen; hingegen wenn Jemand auch mit einem nach Oben
aufgesperrten Munde irgend Etwas von dem sinnlich Wahrnehmbaren
kennen zu lernen bemüht ist, so werde ich weder sagen, daß er überhaupt
eigentlich lerne, denn ein Wissen finde sich in keinem Derartigen, noch
auch werde ich sagen, daß seine Seele nach Oben, sondern daß sie nach
Unten blicke, selbst wenn er, rücklings auf dem Boden liegend oder im
Meere schwimmend, jenes kennen lernen würde. –
11. Ich habe meinen Lohn, sagte er; denn dein Tadel ist richtig. Aber
in welcher Weise meintest du denn, daß wir Astronomie lernen sollen,
und zwar anders, als wir sie jetzt lernen, woferne wir sie nemlich in einer
Weise lernen sollen, daß sie zu dem von uns Gesagten uns nützlich ist. –
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