Page 436 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Lictoren mit den Fascen [Gewaltstäben] vor sich her treten zu

                lassen, * * *    242


                                             [Lücke von zwei Seiten.]


                [Aus diesem Grunde wurde nach einer solchen Todesart von ihm nicht
                auch [wie vom Romulus] geglaubt, daß er unter die Götter aufgenommen
                worden sey, weil die Römer das bei Romulus gern Geglaubte nicht
                gemein machen wollten, dadurch, daß man es nur so leicht auch von

                einem Andern annähme.]          243
                     18. * * * Denn nicht langsam fortrückend, sondern gleichsam im
                Fluge eilte der Staat, wie du sein Emporkommen schilderst, dem
                höchsten Grade seiner Vollkommenheit entgegen. Scipio. Nach ihm
                wurde vom Volke der Tochtersohn des Numa Pompilius zum Könige
                ernannt, Ancus Marcius; und auch er ließ sich erst vom Volke in einer

                nach den Curien stimmenden Versammlung den Oberbefehl bestimmt
                ertheilen. Er überwand die Latiner in einem Kriege, und nahm sie dann
                zu Bürgern seines Staates auf. Auch zog er den Aventinischen und
                Cälischen Hügel in den Umkreis der Stadt, theilte die eroberten
                Ländereien aus, machte die gewonnenen Wälder an der Seeküste zu
                Gemeingut, gründete an der Mündung der Tiber eine Stadt, und
                verpflanzte zu ihrer Sicherung [Römische Bürger als] Colonisten dahin.

                244  Nach einer auf diese Weise drei und zwanzig Jahre fortgesetzten
                Regierung starb er. Lälius. Auch das war ein preiswürdiger König: aber
                gerade hier ist ein dunkler Punkt in unserer Geschichte: denn von der

                Mutter dieses Königes wissen wir Etwas: seinen Vater kennen wir nicht.
                Scipio. Allerdings. Allein aus jenen Zeiten heben sich überhaupt fast nur
                die Namen der Könige hell hervor.          245
                     19. Doch gerade in diesem Zeitpunkt scheint der Staat zum
                erstenmale durch eine Art von eingeimpfter Bildung gleichsam gelehrter

                worden zu seyn. Es floß nämlich nicht nur ein schwaches Bächlein aus
                Griechenland zu uns herüber, sondern ein überwallender Strom der dort
                blühenden Wissenschaften und Künste.            246  Der Sage zu Folge lebte

                nämlich zu Korinth ein gewisser Demaratus, der an Ehre, Ansehen und
                Vermögen in seinem Vaterlande seines Gleichen nicht hatte. Dieser soll,
                weil er sich nicht unter die Tyrannengewalt des Cypselus schmiegen
                wollte, mit einer großen Summe Geldes sich aus seiner Heimath entfernt,
                und sich nach Tarquinii, einer höchst blühenden Stadt Hetruriens,
                begeben haben. Und als er vernahm, daß die Gewaltherrschaft des






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