Page 454 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Fälle (Cap. 20.). Lälius übernimmt, auf den Zuspruch des Scipio, die
Vertheidigung der Gerechtigkeit (Cap. 21.): er erklärt, was ein wahres
und rechtes Gesetz sey (Cap. 22.). Ein Staat, wie er seyn soll, beginnt
keinen Krieg, außer zur Bewährung seiner Rechtlichkeit, oder für seine
Existenz (Cap. 23.). Es ist gerecht, seine Herrschaft auszubreiten, wenn
diese die Unterworfenen glücklicher macht, als sie in der Freiheit waren
(Cap. 24.). Es liegt in der Ordnung der Natur, daß der Tüchtigere über
den Schwächern herrsche (Cap. 25.). Sittlichkeit ist nur möglich, wenn
bei Collisionsfällen nach dem Gebote der Gerechtigkeit, nicht nach dem
des Nutzens, gefragt wird (Cap. 26.). Die Liebe zu den Kindern hat ihre
Quelle in der Natur, nicht im Eigennutz (Cap. 27.). Die Tugend verlangt
nicht Lohn, nur Anerkennung; ja sie kann sich im Selbstgefühl ihres
Werthes sogar bei dem Mangel dieser trösten (Cap. 28.). – Die in der
Gracchischen Zeit eingerissene Ungerechtigkeit hat die Dauer und
Festigkeit des Römischen Staates bedroht (Cap. 29.), Scipio erklärt dem
Lälius seine Zufriedenheit mir seiner Vertheidigung der Gerechtigkeit
(Cap. 30.); er erklärt, daß auch die herrlichste und reichste Stadt, wo
Tyrannei herrsche, kein Staat sey (Cap. 31.): Beweis aus der Geschichte
(Cap. 32.): eben so wenig sey Das ein Staat zu nennen, wo ein zügelloser
Pöbel herrsche (Cap. 33.). Mummius erklärt von den drei einfachen
Verfassungsarten die Aristokratie für die beste, die Volksherrschaft für
die schlechteste (Cap. 34.). Ueber die letztere Behauptung gibt ihm
Scipio Recht, über die erstere nicht (Cap. 35.). – Bruchstücke ohne
bestimmbaren Zusammenhang (Cap. 36. 37.).
Drittes Buch.
[Der Anfang fehlt. Lücke von wenigstens vier Seiten, welche die
Einleitung enthielten, an deren Stelle der erste Herausgeber folgende
zwei Bruchstücke aus Augustinus und Lactantius einreiht.]
1. [Im dritten Buche vom Staate stellt Cicero den Satz voran, der
Mensch sey von der Natur nicht wie von einer Mutter, sondern wie von
einer Stiefmutter in die Welt gesetzt worden, mit einem nackten,
hinfälligen und schwachen Körper; mit einem Gemüthe, dem vor
Beschwerden bangt, das sich durch Furcht einschüchtern läßt, das sich
aus Weichlichkeit der Anstrengung entziehen will, und einen starken
Hang zur Befriedigung seiner Lüste hat, wiewohl bei dem Allem
dennoch ein Funke göttlichen Geistes und Wesens in ihm schlummere.
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