Page 457 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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preiswürdige Staaten gibt und gegeben hat) da von Allem, was sich auf
                der Welt leisten läßt, dann am meisten Einsicht gehört, eine
                Staatsverfassung zu gründen, die die Möglichkeit ihres daurenden

                Bestehens in sich trägt; rechnen wir auch auf jeden nur Einen, was für
                eine Summe vortrefflicher Männer läßt sich dann nicht schon aufzählen!
                Wenn wir in Italien Latium, oder daselbst das Sabinische oder Volskische
                Volk, wenn wir Samnium, wenn wir Etrurien, wenn wir jenes
                Großgriechenland vor unserm Geiste durchmustern, wenn wir dann
                einen Blick auf die Assyrier, die Perser, die Pöner, werfen, auf

                diese * * *    347


                                             [Lücke von zwölf Seiten.]


                5. * * * [so übernimm denn du] die Vertheidigung [der Ungerechtigkeit].
                Da übertragt ihr mir, sagte Philus, die Führung einer trefflichen Sache,

                wenn ihr mich zum Sachwalter des Unrechts machen wollt.                  348  Nun,
                erwiederte Lälius, du hast wohl zu besorgen, wir möchten, wenn du Das
                gegen die Gerechtigkeit vorträgst, was man gegen sie vorzubringen
                pflegt, dir zutrauen, daß du wirklich auch so gesinnt seyest: da du ja

                vielmehr ein fast einziges Muster alter Redlichkeit und Treue bist,              349
                und wir auch deine Gewohnheit kennen, bei jedem Beweise auch den
                Gegenbeweis hervorzuheben, weil du denkst, man könne so am besten
                hinter die Wahrheit kommen. So sey es denn, antwortete Philus, ich will
                euch nachgeben, und mich wissentlich beschmutzen. Lassen sich das
                doch auch Die, die Gold suchen, ohne Umstände gefallen: um so

                weniger dürfen wahrlich wir, die wir darauf aus sind, die Gerechtigkeit
                aufzufinden, ein Gut, das doch alles Gold an Werth bei weitem
                überwiegt, irgend eine Last zu übernehmen uns weigern. Dürfte ich mich
                indessen, wie ich mich fremder Gründe bedienen werde, nur auch eines
                fremden Mundes bedienen! Jetzt muß also L. Furius Philus Das sagen,

                was Karneades,      350  ein Grieche, und dazu ein Mann, der gewohnt war,
                den nächsten besten Satz mit der Gewandtheit seines Vortrages [zu
                vertheidigen] * * * [gesagt hat:]       351


                                           [Lücke von etwa vier Seiten.]


                [* * * Doch werde ich wahrlich hier nicht aus meinem Sinne reden,

                sondern nur, damit ihr den Karneades widerleget, der oft die beste Sache,
                durch sein Talent sie zu verdrehen, lächerlich zu machen pflegt. Nonius.]






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